Mein persönliches Fuji Erlebnis

Jetzt würde ich ja gerne mit einer Vielzahl der atemberaubendsten Eindrücke und herzergreifend schönen Landschaftsfotos meine heroische Besteigung des Fuji dokumentieren. Aber dafür haben wir einfach die falsche Zeit erwischt. Da man einem Reiseführer ja nicht blind glauben muss, machten wir uns trotzdem mal auf den Weg zum Berg.


So bequem sitzt man in einem japanischen Bus.

Das optische Highlight gab es eigentlich gleich zum Anfang: Am Fuß des Berges liegt ein imposanter Schrein, der in einem Wald aus gigantischen Kiefern (oder Kiefernartig, ich bin kein Botaniker) ruht.


So begrüßt einen der traditionelle Wanderweg zum Gipfel des Fuji.


Die heiligen Bäume des Schreins können zwar keine Redwood Eichen schlagen, aber groß sind sie allemal.

Von der herrlichen Tempelanlage angestachelt marschierten wir zügig zum offiziellen Wanderweg, der für die Bergbezwinger mit rosa Schleifen an den wenigen Kreuzungen markiert ist. Dieser Weg ist bestimmt wunderschön, wenn der Mischwald, durch den er sich schlängelt, belaubt ist, aber so ging es ziemlich unspektakulär über rostfarbenes Laub an braunen Baumskeletten vorbei.


Dieser Anblick bietet sich nahezu die ganzen 7,5 km bis zur ersten Schwelle.

Wenn man den Fuji besteigt, hat man drei Phasen. In der ersten Phase geht es durch einen im Hochsommer bestimmt sehenswerten Mischwald, immer leicht bergauf. Der Wald ist selbst ohne Laub leider zu dicht, um Seufzer ob eines schönen Ausblicks ausstoßen zu können. Ich hatte mir in meiner Phantasie einen weiten Blick über die geschwungene Landschaft zu den Füßen des mächtigen Fuji ausgemalt und ganz aufgeregt die ganze Nacht ergriffene Aaaahs und Oooohs geübt (lassen wir an dieser Stelle lieber stehen was sich die anderen im Raum bei den Geräuschen gedacht haben), und habe nicht ein einziges Mal einen freien Blick vom Fuji nach unten gehabt.


Bei solchen Bildern ist der Text von Warnschildern überflüssig.

Phase 2 beginnt nach ca. 8 Kilometern mit Stufen, die zu einem von zwei Affenstatuen flankierten Tor führen. Hinter dem Tor wird der Anstieg wesentlich steiler, und führt in 5 Etappen den Berg hinauf.


Hier beginnen die 10 Etappen zum Erklimmen des Fuji.


Die erste Etappe, hier sind wir schon an die Schneefallgrenze gekommen.

Hat man die ersten 5 Etappen überwunden, an deren Ende jeweils eine kleine Station steht, landet man bei der größten Station. Diese wird auch als das Tor zwischen Himmel und Erde bezeichnet. Dort gibt es auch eine Möglichkeit, einen Bus zum Tal zu nehmen. Nach dieser Stelle beginnt die dritte Phase, ein steiler Aufstieg bis zum Gipfel des Fuji in 5 weiteren Etappen. Ab dieser Stelle hört die Bewaldung, die einem sonst den Blick ins Tal verwehrt, auf, und man kann sicherlich eine weitläufige Aussicht genießen.


Hier war für mich Schluss, da die Schneedecke immer trügerischer und rutschiger wurde. Von der Wirkung der Kälte auf meinen Husten einmal ganz abgesehen.

All das war mir nicht vergönnt. Auf 1520 Meter musste ich umdrehen, da der Weg immer schwieriger wurde und meine Erkältung sich immer stärker bemerkbar machte. Da Max und Andi noch weiter wollten (Sie haben es aber auch nur bis Etappe 3 geschafft, dann war der Schnee hüfthoch), machte ich mich allein auf den Rückweg. Und da hatte ich es, mein sagenhaftes Fuji-Erlebnis. Die Sonne zog vorsichtig ihren Kopf aus den Wolken, zwischen meinen langsamen Schritten ertönte das Zwitschern unzähliger Singvögel, und an einen Baum gelehnt wartete ein mannshoher Stock darauf, mir als Wanderstab zu dienen.


Ein Birkenhain auf dem Weg nach unten.

Der folgende Marsch von 3 Stunden war sehr ruhig, und meinen Stab schwingend schlenderte ich den Berg hinunter und genoss den Frieden um mich herum. Es ist toll, einfach mal nichts zu machen außer den Boden unter seinen Sohlen zu fühlen, das Klacken seines Stabs auf dem Weg zu hören und die Gedanken treiben zu lassen. Als ich am Ende im Tal angekommen war, opferte ich im Schrein eine 5-Yen Münze für den Stock, das mir Gesellschaft geleistet hatte, und stellte ihn neben die Statue eines Wanderers. Tja, und das war mein Fuji. Keine tollen postkartentauglichen Bilder, kein „Ich war bei Sonnenuntergang am Gipfel“ Erlebnis, kein einziger freier Blick ins Tal zum Schmelzen, aber dafür meine ganz persönliche und besinnliche Fuji-Erfahrung.


Ich und mein Wanderstecken. Am liebsten hätte ich ihn mitgenommen.

Kawagutchiko


Ein letzter Ausblick von unserem Appartement in Tokio.

Wir hätten uns kaum einen drastischeren Bruch mit dem lauten Stadtleben von Tokyo aussuchen können als Kawagutchiko:
Wir stiegen aus dem winzigen Bummelzug aus, der 2 Stunden lang alle gefühlten 50 Meter an einem mikroskopischen Bahnsteig anhielt, um eine Ladung Schulkinder aus- eine andere Landung Schüler einzuladen und ein kleines Säckchen mit Post einzusammeln. Die Luft war herrlich frisch, die Sonne strahlte höchst motiviert, und gerade als sich die Bergidylle über uns senken wollte, hörten wir unsere Nemesis: Die Ampel am Bahnhofsplatz von Kawagutchiko. Irgendein sicherlich hoch dekorierter Japaner ist auf die Idee gekommen, die Rot und Grün Phasen mit einer Erkennungsmelodie zu untermalen. Das Resultat: Man stelle sich einen uralten Gameboy von Nintendo vor, den man an zwei dicke Verstärker gehängt hat. Das Ergebnis sind zwei einprägsame Piepston Orgien, die sich im 30 Sekunden Takt abwechseln.


Der malerische Bahnhof von Kawagutchiko. Gute Nacht, Hase. Gute Nacht, Fuchs.

Unter dem "Tüt tü tüt tut tüdüdeldü tüdeldüdü tüdüdeldü" der Ampel schleiften wir unsere schweren Rucksäcke zur Tourist Information, wo wir uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit erkundigten. Natürlich gibt es nur zwei grundsätzliche Varianten: richtig teuer (um die 230-350? die Nacht) oder sehr preisgünstig. In Anbetracht der nicht ganz so prallen Kampfkasse meiner mitreisenden Freunde wurde die Jugendherberge gewählt.


Die belebte Eingangshalle der Jugendherberge von Kawagutchiko – Erst um 21:00 trafen alle ein.

Diese war beim Eintreffen ebenso menschenleer wie der gesamte Ort. Hätten wir unsere Reiseführer etwas kritischer gelesen, wäre uns schon vorher klar gewesen, das wir in genau den 4 Wochen zwischen dem Ende der Kirschblüte und dem Anfang der Fuji Wandersaison liegen. Da die Herberge stockdunkel war, betraten wir zögerlich das Foyer und riefen ein paar mal "Hello?" "Konitchiwa?". Irgendwann ertönte ein schlürfendes Geräusch und eine uralte Oba-san (Großmütterchen) begrüßte uns mit einem zahnlosen Grinsen. Da das Uni-Japanisch ihrem fiesen Gebirgsdialekt nicht gewachsen war, holte sie ihren nicht minder alten Gatten herbei, der zielstrebig die wichtigsten Schlüsselwörter "Member?" "Reservation" etc. heraus bellte. Generell werde ich nach diesem Urlaub jeden Spieleabend mit Pantomime dominieren, da ich hier meistens den Tanz der Tausend Hände aufführe, um aus meinem quasi nicht vorhandenen Japanisch und dem sehr schlechten Englisch der Japaner eine zielgerichtete Unterhaltung zu erstellen.


Noch nie in einer Jugendherberge gewesen? Ich bin tatsächlich der einzige JH Veteran in unserem Trio.

Das ist übrigens sehr lustig: Alle Japaner haben mehrere Jahre Englisch an der Schule, der Unterricht dort basiert aber rein auf Büchern. Deswegen verstehen die meisten Japaner geschriebenes Englisch gut, gesprochenes hingegen gar nicht. Ich habe mir schon überlegt, bestimmte wiederverwendbare Gesprächsbausteine auf Karteikarten zu schreiben, um sie den Leuten dann hin zu halten. Wenn man den Fehler begeht, es gleich auf Japanisch zu versuchen, gibt es auch hier kein Mittelmaß: Wer Konitchiwa sagen kann, versteht auch einen zwei minütigen Monolog in Maschinengewehrjapanisch. Ich liebe diese Menschen! Der japanische Drang zu Extremen ist etwas, worunter ich mitunter auch neige, und hier ist es ganz alltäglich. Hier wird sehr gern einem Ausrufezeichen noch ein zweites, drittes oder viertes spendiert. Ach und am besten zwei Meter groß!! In Pink!!! Und blinkend!!!!


Sehr bescheiden: Der Fuji ist der schüchternste Berg der Welt. Dieses possierliche Felsmassiv versteckt sich gerne hinter Nebel, Wolken oder Stromkabeln und ernährt sich von unvorsichtigen Touristen. Zur Paarungszeit markiert er sein Revier mit Seen aus flüssigem Gestein.

Nachdem wir den Basispreis für die Betten gelöhnt hatten, erkundigten wir uns nach den im Internet angepriesenen Zusatzleistungen : "Breakfast?" Stirnrunzeln, Grinsen, bedächtiges Kopfschütteln. "Aaaaah hai, so desu ka. No bleckfast." "Dinner?" Verständnisvolles Nicken "Hai, Dinnel! You like dinnel?" Wir nicken eifrig. "Ah, so desu ka! We no dinnel, sumimasen" Letzten Endes gaben wir uns geschlagen und gingen im einzig offenen Restaurant vor Ort, ein Inder, zum Abendessen.


Lake Kawagutchiko. Einer der fünf Seen, die sich im Norden an den Fuji schmiegen.

Dort waren wir die große Attraktion. Während Ich mir eine kleine Portion Curry bestellte, orderten Max und Andi zwei große Menüs. Obwohl sich die Japaner an den anderen Tischen große Mühe gaben, nicht aufzufallen, starrten sie immer wieder fassungslos an unseren Tisch, wenn für die hungrigen Gaijin die nächste Platte aufgefahren wurde. Als wir schließlich noch einen zweiten Tisch brauchten, um alles unter zu kriegen, brach großes Gelächter im Lokal aus.


Ein zweiter Tisch zum Auslagern für nur drei Gaijin: So was lieben die Japaner!

Da in unserer Herberge bereits um 2100 Zapfenstreich ist, fiel der erste Tag etwas kürzer aus als geplant, aber dieses skurrile alte Ehepaar war es Wert. Da verzeiht man auch die höflichen, ruhigen Westler-Touristen, die bis drei Uhr Morgens zumindest dem Lärmpegel nach mit Tischen geworfen haben und die Türen nicht einfach schließen konnten, sondern durch heftiges in-die-Angeln-schmettern zumindest mehrfachen versuchten Portalmord begangen haben. Aber gut – in welcher Jugendherberge ist das nicht so?

Die Tempel von Kamakura

Das Wetter hatte Erbarmen mit uns, und so konnten Ryan, Andi, Mini, Ray und Ich den Weg nach Kamakura wagen. Obwohl es vor 30-40 Jahren ein total verschlafenes Nest war, wurde der Ort mit japanischer Präzision für den Tourismus erschlossen. Eine knappe Stunde Zugfahrt von Shinjuku aus ließ uns am geschäftigen Bahnhof von Kamakura ankommen.

Es gibt ein ganz einfaches Merkmal für die „großen“ Sights in Japan: Viele auf europäisch getrimmte Restaurants und ein Meer aus kleinen Flaggen, die von den Reiseleitern getragen werden. Da der Zug gut gefüllt war und man die Luft am Ende schneiden konnte, genehmigten wir uns erst einmal ein Erfrischungsgetränk.


Melon Soda mit Vanille-Eis. Schmeckt der chemischen Optik zum trotz nicht künstlich, dafür lecker.

Solchermaßen erfrischt irrten wir erst einmal ein paar Straßen weiter. Orientierung in Japans Städten stellt einen vor drei grundsätzliche Probleme:
1.Straßenbeschriftungen sind reine Glückssache. Selbst in Tokio sind die meisten Straßen unbeschriftet.
2.Selbst wenn die Straßen beschriftet sind, so geschieht dies meistens mit Kanjis für Eigennamen, die den meisten nicht bekannt sind.
3.Öffentliche Karten werden immer auf den Blickpunkt des Betrachters ausgerichtet. Steht man also vor einer Tafel, die nach Westen steht, ist Oben auf der Karte Westen, nicht Norden.

Dank der Unterstützung von Ray und Mini fanden wir dann doch den richtigen Weg, und konnten unsere ausgedehnte Wandertour zum Daibutsu beginnen.


Kamakura wimmelt geradezu von charmanten kleinen Schreinen. In jedem einzelnen könnte man sich stundenlang reinsetzen und die Aussicht genießen.

Es folgte ein geschlungener Bergpfad, der uns durch üppige Vegetation zu unserem ersten Stop führte: Ein in die Berge eingelassener Shinto-Schrein, der nur über einen Höhlengang betreten werden kann.


Eine der kleinen Gebets-Stätten. Man zieht an der Kordel, um durch eine Glocke die Götter aufzuwecken, dann klatscht man in die Hände, verbeugt sich tief und hält ein kurzes Gebet.

Ray war von dem Angebot total begeistert und stürzte sich mit einem Arsenal an 5 yen Münzen auf jeden Schrein, den sie finden konnte. Diese kleinen bronzenen Münzen mit einem Loch in der Mitte gelten als Glücksbringer und werden vor dem Gebet am Schrein in einen Opferkasten geworfen. Der Tempel ist harmonisch in die Felsen eingebettet, und verfügt über einen Höhlenschrein, in dem Japans beliebteste Geldwäsche steht.


Vor diesem Schrein befindet sich ein Becken…


In dem man nach altem Brauch Geld mit Wasser aus den Kellen übergießt. Angeblich bringt das so gewaschene Geld Glück und Reichtum.

Die Pilger warfen neben ihrem Kleingeld auch die Geldscheine in ihre Waschschüsseln. Ich weiß nicht, ob ich ein paar hundert Euro in einem Gebirgsbach tränken würde, aber angeblich ist der Yen gut wasserfest.
Unser weiterer Weg führte uns durch eine idyllische Berglandschaft mit den unterschiedlichsten Blumen. Ich musste nie lange Aussicht halten, da bei jeder schönen Blüte die beiden Japanerinnen losgurrten. Ich glaube dieses Geräusch ist in internationalen Konventionen festgelegt, und klingt in etwa so: „Aaaaaaaawwwwh“ Mein Verdacht ist ein gekoppelter Mechanismus, der bei bestimmten Schlüsselreizen der Kathegorie ‚Niedlich‘ wie Babies oder Blumen dieses Gurren auslöst. Dicht darauf folgend wurde ein ‚Sugoi! Mite! Kawai!‘ abgefeuert, was dann auch das Kommando zum Kamera-Schuss war.


Awwwwwh… Sugoi!!! Mite!

Eine kleine Sammlung der Bilder findet ihr unter (Adresse hier). Am Fuße des Berges angelangt wurde man von mehreren Schildern geschickt durch fünffach gewendete Einkaufsstraßen geschleust, um endlich bei DER Attraktion Kamakuras anzukommen, dem Daibutsu (Dai = Gross, Butsu=Buddha). Diese beeindruckende Statue ist 11,40m hoch und wiegt 91 Tonnen. Wir haben uns sogar das klaustrophobische Vergnügen gegönnt, in die Statue hinein zu klettern.


Von links nach rechts: Ich, Mini, Ryan, Ray, Andi

Für unser Gruppenfoto halfen ein paar junge japanische Touristinnen aus, die im Ausgleich ein Foto mit Ryan haben wollten. Überhaupt war er als größter und breitester Gaijin eine Attraktion für die Japaner und wurde ständig fotografiert.


Auch ein Buddha muss mal laufen: Daibutsu’s Sandalen

Nach einem erfrischenden Mahl in einem Tempura Shop (gebratener Reis mit Beilagen) ging es weiter mit dem Bus zum Hokokuji-Tempel, der für seinen Bambushain berühmt ist.


Ein Blick nach Oben in das Blätterdach des Hikokuji-Tempels.

Auch der Meditationsgarten war mir ein Foto wert:


Einer der vielen Flecken, an denen man es durchaus länger aushalten könnte.

Nach weiteren 40 Minuten Fußmarsch (Mini und Ray wieselten auch nach 7 Stunden Fußmarsch wie Ameisen auf Exstacy hin und her) gelangten wir zu unserem letzten Stop, dem Hokaji Tempel. Diese gewaltige Tempelanlage war zwar durchaus eindrucksvoll, aber irgendwie gefallen mir die ruhigeren, kleinen Anlagen besser.


Japaner verpassen den Helden in ihren Animes gern ‚Spikey Hair‘. Das gleiche haben sie sich wohl bei diesem Baum gedacht.


Zeremonieller Bereich in den äußeren Bezirken des Tempels. Der eigentliche Schrein darf nicht direkt fotografiert werden.

Am Ende des Tages traf mich im Zug meine über Tage verschleppte Erkältung mit voller Wucht, weshalb der Sonntag und ein Großteil des heutigen Tages im Bett verbracht wurden. Jetzt fühlen wir uns aber alle für unseren nächsten Stop gewidmet: Fuji-San, der Japaner liebster Berg.

Tokio – die letzten Tage

Inzwischen sind ein paar Tage seit dem letzten Bericht vergangen. Leider nicht aus dem erfreulichsten Grund – nach dem sehr schönen Ausflug nach Kamakura am Samstag wurde unsere gesamte Truppe von einer ekelhaften Erkältung niedergestreckt. Heute ist noch ein Tag Ruhepause, unser erster Stopp der Rundreise wird Morgen der Nationalpark am Fuji sein, dem Lieblingsberg aller Japaner. Insofern sich die Gelegenheit (vor allem Internet) ergibt, werde ich versuchen auch von dort ein paar Eindrücke zu teilen.


Die Nationale Kunstgallerie Tokios. Betonung auf GALLERIE!

Donnerstag war das Wetter wieder einmal sehr schlecht – überhaupt ist die Wettergöttin eine ausgesprochen launische Person. Bisher war jeden Tag abwechselnd Sonne – Regen – Sonne – Regen. An den Sonnentagen hat es hier bis zu 24°, wenn es regnet geht es auf bis zu 8° runter. Da unsere lokalen Kontakte alle keine Zeit hatten, bin ich mit Andi zusammen allein losgezogen. Natürlich lief alles schief. Zuerst schafften wir es zweimal, das Metro Ticket falsch zu verwenden, weshalb wir am Ende den vierfachen Fahrtpreis bezahlt hatten.


Bei diesen Plänen steigt man nicht immer durch.

In Roppongi eingetroffen hasteten wir durch den schauerartigen Regen in die Roppongi Hills Gebäude, ein gewaltiger 52-Stöckiger Komplex mit extrem moderner Architektur. Leider ist ohne Führung der Großteil nicht begehbar, und mein Japanisch reicht für die notwendigsten Alltagshandlungen, aber nicht für das Organisieren eines Führers.

Entsprechend enttäuscht ging es dann bei strömendem Regen zum „National Museum of Art“. Die junge Dame am Ticketschalter, drückte uns panisch eine sehr merkwürdig aussehende Karte für einen Wucherpreis von 3000 yen in die Hand. Wie es sich herausstellen sollte, waren die Wegweiser einfach dumm übersetzt, denn wir waren nicht bei einem Kunstmuseum sondern einer Galerie gelandet, wo wir uns Bilder moderner Europäischer Maler ansehen mussten.

Um diesen Lost in Translation Tag vollkommen abzurunden waren wir noch im Don Quijote, eines der verrückteren Kaufhäuser in Tokio. Da die meisten der Dinge, die dort schon in der Kinderabteilung verkauft werden, schwer gegen den Jugendschutz verstossen, veröffentliche ich lieber keine Bilder davon. Aber soviel will gesagt sein: Püppchenkleider und Dienstmädchenuniformen sind hier SCHWER gefragt.


Das japanische Nationalmuseum. Dieses Mal das Richtige.

Am Freitag wollten wir uns die Schlappe des Vortages nicht gefallen lassen und fuhren zum ebenfalls sehr schönen Ueno Park. Da wir auf der Rundreise aber noch einiges an Landschaft tanken werden, hier noch ein paar Kulturelle Schnappschüsse:


Eine über 10.000 Jahre alte Tonvase aus Japan. Für das Alter keine schlechte Arbeit!


Eine nette Tigerstatue. Rechts unten in der Höhle ist noch ein zweiter Tiger versteckt.


Ein Beispiel für klassische japanische Schriftrollen. Generell gilt in Japan bei allem: Das Auge isst mit.


Die Rüstung eines Damyo (Fürsten). Im Übrigen so klein, dass heute höchstens noch ein Kind rein passt.


Die Klinge eines Katanas aus dem 13.Jahrhundert. Sieht nach über 700 Jahren immer noch wie neu aus.


Ein sehr hübsches Laquer-Set. Sollte man als Friedensgeschenk für die Frau dabei haben, nachdem man sich das Schwert gekauft hat.

Nach dem Museum ging es bei bestem Wetter nochmal zum Meji Schrein im Yoyogi Park. Ich habe nochmal ein Set Fotos gemacht, aber ohne die Massen von Touristen wirkt er wesentlich authentischer. Trotzdem gab es etwas zu sehen:


Ein Exemplar der Ikebana Ausstellung. Die dort präsentierten Gestecke waren alle so schön, dass die Auswahl echt schwer gefallen ist.


Gutes Wetter – Hochzeitswetter. In der Stunde, die wir im Meji Schrein waren, konnten wir insgesamt drei Hochzeitsgesellschaften betrachten.

Abends waren wir dann noch zum Essen eingeladen, leider hatte Ryan vergessen, das auch noch Tischtennis eingeplant war. Also durften wir in Socken und im Unterhemd spielen. Wenigstens waren unsere Gastgeber nicht so gut wie die zwei japanischen Pärchen älteren Semesters, die sich in einem atemberaubenden Tempo die Bälle um die Ohren droschen. Beim Essen selbst lernten wir dann Mini kennen, die meinen Freund Max schwer beunruhigt hatte, als sie bei der zweiten Verabredung nach seinen Heiratsplänen gefragt hatte. Da sie mit uns sichtlich keine ähnlichen Absichten verfolgte, wurde es ein spaßiger Abend, bei dem mir Hiro einiges an Japanisch bei brachte.


Hello dear friends from Japan, here is your picture! Domo arigato gozaimasu!

Auf dem Bild von Links nach Rechts: Ray, Hiro, Andi, Mini und Ryan (mein Personal Pocket Translator). Als Mini und Ray erfuhren, das wir am Samstag nach Kamakura wollten (eine kleine Tempelstadt südwestlich von Tokio), luden sie sich spontan selbst ein – doch mehr zu Kamakura im nächsten Bericht.

Schreine, Paläste und anderes Kulturelles

Hinter der ganzen bunten Neonkulisse sind in Tokyo natürlich auch sehr schöne traditionelle Gebäude versteckt. Da unter der Woche das Nachtleben in Tokyo bereits um 00:00 endet (ja, in einer 16-Millionen Metropole fahren die letzten U-Bahnen Mitternacht, dann ist bis 6 Uhr Morgens Zapfenstreich), sollte die Zeit für klassisches Sightseeing genutzt werden.

Leider regnete es gestern den ganzen Tag, deswegen fiel Imperialer Garten und der Tokio-Tower aus. Dafür konnten wir einen buddhistischen Tempel besuchen. An dieser Stelle will ich kurz ausholen: Die beiden großen Religionen sind Buddhismus und Shintoismus. Die Schreine sehen an sich sehr ähnlich aus, unterscheiden sich aber in kleinen, wichtigen Details. Doch erst die Gemeinsamkeiten:


Hier der Reinigungsbereich des nationalen Schreins.

Bei beiden Religionen ist es Pflicht, gereinigt zum Gebet zu erscheinen. Deswegen gibt es für die Gläubigen Waschbereiche, in denen sie ihre Hände, Ihr Haupt und anschließend die Kelle reinigen. Ich habe das aber von einem Thaiwaner in brüchigem Englisch erklärt bekommen, deswegen bitte keine erboste Post zu eventuellen Ungenauigkeiten.


Diese mächtigen Tore säumen den Weg zu nationalen Schrein nördlich des Yoyogi Parks.


Der Innenhof des nationalen Schreins. Die Eingangsbereiche jenseits von Ost, West und Südtor sind jeweils symmetrisch angelegt.

Die liegen vor allem in der Zielrichtung: Beim Shintoismus dreht es sich um Dinge im aktuellen Leben. Man geht zum Schrein, bringt eine Opfergabe, und verfasst sein Gebet. Das kann die Bitte um erfolgreiches Bestehen einer Prüfung, den gefahrlosen Verlauf einer Schwangerschaft und anderes sein. Prinzipiell dreht es sich immer um Dinge aus dem diesseitigen Leben.


Hier hängen die Gebete der Gläubigen.

Den Buddhistischen Tempel erkennt man an der Abwesenheit der Gebetstafeln, dafür findet man dort Statuen von buddhistischen Gottheiten.


Kann es sein, dass es die Göttin der Gnade ist? Aufklärung wird dankend angenommen!

Natürlich gibt es dort auch einen goldenen Buddha, und zumindest in dem Schrein, den ich besucht habe, hat es wahnsinnig gut nach Räucherstäbchen geduftet. Im Buddhismus geht es um Erleuchtung und um das Leben nach dem jetzigen, hier gehen die Japaner also hin, wenn es ihnen um Afterlife-Investment geht. Eine sehr nette Tradition bei den Buddhistischen Tempel ist die Möglichkeit für den Besucher, sich einen Rat zu ziehen. Dabei lost man eine Nummer aus, öffnet eine entsprechende Schublade und zieht dort einen Zettel. Auf diesem kann eine Gute oder eine Schlechte Nachricht stehen. Gute darf man behalten, die Schlechten werden an einen Baum gebunden. Da schnell die Bäume mit den schlechten Nachrichten vollgepflastert wären, hat man sich Alternativen einfallen lassen:


Hier darf man sich sein Schicksal ziehen. Die schlechten werden an diesen Wäscheständern aufgehängt.


Die Blechdose wird gerüttelt bis ein Holzstift herausfällt. Dann darf man die Schublade öffnen, welche die Nummer auf dem Holzstift hat.

Der Zojoji Tempel, in dem wir auf dem Weg zum Tokio Tower gelandet sind, hatte noch eine Besonderheit: Im Garten des Tempels stehen hunderte Statuen von Jizo Gottheiten, die den ‚Wasserkindern‘ (abgetriebene Kinder) gewidmet sind.


Diese Statuen stehen für die Seelen, die an der Reinkarnation gehindert wurden. Ich fand es ausgesprochen makaber, das ausgerechnet hier Mülltonnen aufgestellt wurden.

Leider ist Onkel Stefans Märchenstunde vorbei, aber ein paar Leckerbissen will ich nicht vorenthalten, die ich aus Zeitgründen nicht ausführlicher beschreiben kann:


Der zentrale Turm des Imperialen Palastes. Wurde mühsam erbaut, nur um nach 19 Jahren schon abzubrennen.


Mein Japanisches All you can eat Grillen.


Tokio aus 250 Meter Höhe vom Tokio Tower bei Tag…


Und Nacht. Weil ich das Bild so mag, gibt’s das ausnahmsweise in höherer Auflösung.

Glossar

Da schon ein paar Fragen gekommen sind, sammele ich hier einmal die wichtigsten Redewendungen und Informationen

I.Redewendungen

Betsu-Betsu
Wenn man gemeinsam Essen geht, gibt es öfters eine Sammelrechnung. Mit Betsu Betsu bekommt man getrennte Rechnungen.

Chotto matte
Einen Moment bitte. Hört man eigentlich ständig, ob im Laden, an Türen oder wenn man verzweifelt gegen eine Klotür hämmert.

Chotto wakarimasu
‚Ich verstehe wenig‘. Mein Lebensretter. In Japan wird man meistens auf japanisch angesprochen, da Japaner davon ausgehen, dass der Besucher die Sprache beherrscht. Zu einem ‚Do you speak english‘ kommt man gar nicht, außerdem wird das ungern gesehen. Mit einem ‚Sumimasen, chotto wakarimasu‘ ist man aus dem Schneider, und wird auch ausgesucht freundlich behandelt. Es wird nicht erwartet, das man gut Japanisch spricht, aber über guten Willen freuen sie sich sehr.

Gaijin
Kommt von Gai (Gaikoku, Ausland) und Jin (Mensch). Fremder, Ausländer. Japaner haben von jedem Volk eine ganz bestimmte Vorstellung, und was nicht passt, wird passend gemacht. Als Doitsu-Jin (Deutscher) hat man z.b. Würstchen und Bier zu mögen, sollte blond sein und etwas ungehobelt. Allgemein ist ein Gaijin ein Westler, und damit groß, breit und vor allem ungewaschen. Das Baden ist sehr tief in der Japanischen Kultur verbreitet, und für die Japaner stinkt selbst ein gut gepflegter Europäer ziemlich animalisch.

Ganbatte!
‚Sei stark‘. Wird in Japan verwendet um jemandem Mut zu schenken oder ihn anzufeuern.

Gomenasai!
Verzeihen Sie mir! Während „Sumimasen“ eher für das Erwecken von Aufmerksamkeit genutzt wird, kann man sich mit diesem Wort anständig entschuldigen.

Hidari
Links. Nicht das es was bringt, weil selbst Einheimische meistens bei den Wegbeschreibungen kapitulieren.

Konitchiwa und Sayonara
Hallo und auf wiedersehen. Unter Freunden kann man sich auch mit Chaaameeee verabschieden. Wenn man sich das erste Mal trifft, stellt man sich mit ‚Hajimemashite, xxx desu. Dozo yoroshiku.‘ vor. Arme nach unten am Körper lassen, Hände an die Seiten und tief verbeugen, dann erspart man sich fünf Minuten unbeholfenes Händeschütteln.

Kanpai
… wird beim Zuprosten gerufen.

Kore wa
‚Das da‘. Hervorragend um etwas zu bekommen, dessen Namen man nicht kennt. Mit ‚Kore wa nan desu ka‘ kann man fragen, was etwas ist.

Kowei
Erschreckend, kann auch ängstlich heißen. Wird gerne mit Kawai verwechselt, das ’süß‘ oder ‚hübsch‘ bedeutet. Da kann man sich bei einem gut gemeinten Kompliment schnell in die Nesseln setzen, wie unser Amerikaner Ryan, der das gerne macht.

Kudasai
Korrekt o kudasai,aber das o wird an das Objekt gehängt. Beispiel: ‚Kore o hitotsu kudasai‘ bedeutet ‚Eines hiervon bitte‘.

Masúge
Geradeaus. Sehr lustig einem Japaner dieses deutsche Wort beizubringen.

Migi
Rechts. Siehe Hidari zum Nutzen.

Mite!
Kuck mal! Habe ich auf dem Wanderweg bei Kamakura bei jeder zweiten Blüte von Mini gehört, meistens gefolgt von einem SUGOI oder einem Kawai.Übrigens scheint das „oh mei ist das aber süß“ Gurren von Frauen international genormt, wobei es da in Japan bestimmt eine Behörde für gibt.

Oishi
Lecker! Einen guten Koch darf man damit beglückwünschen.

Onagaishimasu
Bitte! Während kudasai eher ein „das hätte ich gern“ ist, bittet man mit „onagaishimasu“ um einen Gefallen.

Onaka
Magen, Bauch. Wenn man pappsatt ist, darf man ‚Onaka ippai‘ rufen. Ausserdem gibt es hier das Sprichwort onaka ippai, yume ippai, ‚Voller Bauch, volle Träume‘.

Sumimasen!
‚Verzeihung‘ oder ‚Entschuldigen Sie bitte‘. Ist überall einsetzbar, ob beim Anrempeln in der U-Bahn, beim Herrufen des Kellners im Restaurant oder wenn man gerade eine Tempelanlage entweiht hat, da man als schmutziger Gaijin auf einen heiligen Flecken Erde gestapft ist.

Sugoi!
Oder noch besser Suuuugooooooooii! Soviel wie GEIL! oder GENIAL! Kann man zu allem sagen, was man toll findet. ACHTUNG: Mit entsprechnendem Tonfall kann dieses Wort auch ’schrecklich‘ heissen….

Yoshinoya
Bekannte Restaurantkette, in der es Schüsseln mit Reis und Fleisch/Fisch gibt. An sich die Hauptnahrungsquelle für einfache Reisende wie mich.

II.Stadtteile in Tokio
Tokio ist RIESIG, und die einzelnen Stadtteile sind fast schon eigenständige Städte. Die Fahrt von einem Stadtteil zum anderen in der Metro kann schon mal 20 Minuten dauern.

Hier mal die Distrikte, zu denen ich bisher was sagen kann:

Ueno/Asakusa:
Eines der ältesten Viertel. Hier gibt es noch sehr traditionelle Märkte mit winzigen Verkaufsbuden und verwinkelten Gassen. Sehr charmant, und neben dem schönen Park in Ueno gibt’s auch einen Streichelzoo.

Chiyoda:
Das Viertel, in dem der Kaiserpalast steht. Da es verboten ist, dass dieses Gelände auf irgendeine Weise angetastet wird, mussten alle U-Bahnen um dieses Viertel herum gelegt werden, was streckenweise wüste Umsteigereien notwendig macht.

Ginza:
Die Nobelgegend zum Shoppen. Hauptader ist die 5th Avenue, die ganz unverblümt nach dem New Yorker Vorbild benannt wurde. Man findet dort einige Läden mit wenigen Handverlesenen Produkten, an denen keine Preisschilder mehr hängen. Wer fragen muss kann sichs eh nicht leisten…

Shibuya:
Shopping und Weggehen. Im Allgemeinen das Vergnügungsviertel für jüngere Semester (18-24), als alter Gaijin ist man dort eher fehl am Platz. Trotzdem ein absolutes Muss, da dort die verrücktesten Outfits getragen werden und der ganze Stadtteil alles bietet, was man sich unter Tokio vorstellt.

Shinjuku:
Ebenfalls sehr laut und bunt, aber das Publikum ist deutlich anders. Es gibt hier tolle Restaurants und Karaoke Bars, aber der Großteil dieses Stadtteils besteht aus Liebeshotels und Girls Clubs. Dort lassen sich ältere Geschäftsmänner von hübschen jungen Mädchen ihre Drinks eingießen, mehr aber auch nicht. Als Gaijin kann man sehr entspannt durch das Viertel gehen, da die sonst sehr aufdringliche Recruiter (Kerle die Leute von der Straße in die Clubs ziehen) einen komplett in Ruhe lassen. Ich empfehle diesen Stadtteil trotzdem eher in Begleitung eines Einheimischen zu durchwandern, der die wenigen, dafür richtig guten Kneipen und Restaurants kennt, in denen man als Ausländer freundlich empfangen wird.

Roppongi:
Mehr oder weniger der Ballermann Tokios. Da in diesem Viertel viele Botschaften untergebracht sind, hat man hier einen hohen Gaijin-Anteil. Wenn man die naiv-fröhlichen Massen in Shibuya und Shinjuku gewöhnt ist, ist der Kulturschock von sturzbetrunkenen Iren, Engländern usw. schon erstmal groß. Es gibt viele Bars und Clubs, die selbst vor Flatrate-Saufparties nicht zurückschrecken. Ich denke man kann eine schöne Zeit in Tokio haben, ohne hier gewesen zu sein.

Roppongi Hills:
Ein Einkaufszentrum, das im Endeffekt ein eigener Stadtteil ist, und so groß, das es eigene Fremdenführer dafür gibt. Obwohl es direkt in Roppongi liegt, ist es ein krasser Gegensatz: Kaum Gaijin, dafür alles extrem stilsicher. Die Innenarchitektur ist wirklich ein Schmaus für jeden, der das zu schätzen weiss.

Soviel zum ersten Überblick, Fragen beantworte ich gerne, und werde die dann hier sammeln.

Rocken im Park

Gleich vorneweg, meine Meinung über japanische Mode muss ich ein wenig revidieren – ich war jetzt einmal zu normalen Zeiten unterwegs, und bis auf die tragischen Versuche der Frauen, mit Stöckelschuhen zu gehen herrscht ein gehobener, neutraler Kleidungsstil vor. Überhaupt, manchmal hat man das Gefühl das die Menschen hier zwischen zwei Extremen schwanken: Auf der einen Seite die strikte Gesellschaft und der Anpassungszwang, auf der anderen Seite der Hang zur absoluten Übertreibung. Obwohl ich erst so kurz da bin, habe ich das jetzt schon mehrmals erlebt. Zuerst wird so über höflich gehandelt, das es einem schon peinlich ist, aber sobald der geringste Vorwand gefunden werden kann, wird ausgesprochen ausgelassen gefeuert. Ein Schluck Bier berechtigt z.B. zu Ausgelassenheit, da man ja betrunken ist und damit entschuldigt.

Vor dem Yoyogi Parks sitzen im 5m Abstand kleine Bands, die alle mit voll aufgedrehten Verstärkern musizieren. Ein akkustisches Chaos bei dem man nichts hört, aber jede Gruppe hat ein paar Fans bei sich stehen.
Eine Feier der anderen Art habe ich Gestern in Shibuja erlebt: Dort waren wir zu einem Hanami (wörtlich übersetzt „Blütenkucken“) eingeladen. Man versammelt sich in einem Park, breitet eine großzügige Plane aus (sieht furchtbar aus, verhindert aber, das Müll auf den Boden kommt) und schaut sich dann bei einem netten Essen die blühenden Kirschbäume an. Der ganze Park war im Endeffekt ein einziges buntes Fest, von den kleinen Fressbuden bis hin zu den Kleinkünstlern, die an jeder Ecke ihre Kunststücke gemacht haben.

Ein ruhiger Sonntag Nachmittag in Tokios größtem und beliebtesten Park
Es ist hier immer wieder erstaunlich wie dicht gepackt alle friedlich zusammenleben. Nur die Schönheit des Parks hat unter den grässlichen blauen Plastikplanen gelitten. Dafür landet der Müll fast nur auf den Müllsammelstellen, auch wenn die sehr übel aussehen. Die meiste Unordnung kommt daher, dass die großen schwarzen Krähen (Garatsu) einzelne Teile vom Müll entführen. Diese Vögel ersetzen die Tauben anderer Städte, wahrscheinlich haben diese schwarzen Monster alle aufgefressen.

Die Bäume sind sehr schön, aber diese Planen…

… sind wohl unumgänglich, sonst sähe es im Park überall so aus.
Beim Picknick angekommen begrüßte uns die Gastgeberin, eine widerwärtig selbstgefällige Holländerin, die uns ständig ihr veganisches Vogelfutter zum Wucherpreis von 1500yen andrehen wollten. Guter Zweck hin oder her, aber das war uns dann doch zu blöd. Die anwesenden Japaner sind alle extra zum Begrüßen aufgestanden, was eine sehr peinliche und umständliche Angelegenheit ist. Da ein Gaijin (Fremdländer) wie ein wildes Tier ist, das keine zivilisierte Verbeugung hinbringt, versuchen sie, einen auf westliche Art zu begrüßen. Da wird dann nach der Hand gegriffen, und dann schütteln sie und schütteln sie und schütteln sie, während sie einen mit einem Redeschwall auf Japanisch eindecken, den auch Einwanderer mit guten Sprachkenntnissen kaum verstehen. Man kann das nur beenden, indem man Ihnen die Hand förmlich entreisst. Ich sage dann inzwischen ‚Sumimasen, chotto wakarimasu. Stefan desu, dozo yoroshiku‘. Heißt soviel wie „Sorry, ich versteh nur wenig/nix. Ich bin Stefan, sei mir bitte gewogen‘. Das freut sie dann, aber man hat das Theater trotzdem immer aufs neue. Man hat förmlich den Wunsch, ihnen den Kopf zu tätscheln, um sie für das Engagement zu loben.

Glücklicherweise wurde das alles vom dumpfen Donnern von Trommeln unterbrochen, das von einer Musik begleitet wurde, die genauso grellbunt war wie die tausend Reklametafeln Tokios. Neugierig wie ich bin, musste ich da sofort hinlaufen – diese durchgeknallte Weltverbesserin stehen zu lassen war nicht die schmerzhafteste meiner Entscheidungen. Das bekam ich zu sehen:


Diese Trommlergruppe ist eine Art privater Verein, der das mehr oder weniger spontan auf die Beine gestellt hat.
Ich konnte nicht genau herausfinden, was der Anlass war, aber eine heitere Menge war komplett um die Gruppe versammelt. Besonders entzückend war, dass sich die Leute erst einmal umgesehen haben, und wenn sie entweder niemand beachtet hat ODER der Nebenmann tanzte, wurde auf einmal das Tanzbein geschwungen. Nach der zweiten Nummer sprangen zwei als Hund verkleidete Männer auf die Fläche, und begannen neben fantastischen akrobatischen Einlagen auch Spässe mit den Gästen zu treiben.

Wer wollte, durfte sich danach mit dem Kopf-Akrobaten des Hundes zusammen fotografieren lassen. Leider wird dieser Service für Gaijins nicht geboten, bis ich mit dem Händeschütteln meines Fotografen fertig war, turnte der Hund wieder wo anders herrum.
Gegen Ende hin wurde die Stimmung immer besser. Diese Trommler legten einen treibenden Rhythmus vor, und als der erste (ein wenig angetrunkene) in die Mitte sprang und die Arme schwang, wurde er nicht etwa herausgeworfen. Nein, statt dessen zogen zwei der Veranstaltung den nächsten in die Mitte, dann noch einen und immer mehr, bis alles nur noch ein einziger Pulk war, in dem gejubelt, gehüpft, gestampft und getrommelt wurde. Sogar ich wurde gepackt und in die Menge gezerrt. Die Erfahrung, in diesem Toben dabei zu sein, kann man nicht wirklich in Worte fassen, deswegen lasse ich das. Dann lieber noch das letzte Bild, das ich machen konnte:

Es gibt auch Videos von dem ganzen, aber die kann ich leider nicht hochladen
An sich gäbe es noch viel zu Berichten:

Shibuya bei Nacht

Tokios Fischmarkt, den ich heute besucht habe, und der jede nur erdenkliche Lebensform aus dem Meer bietet (von hier werden die 16 Millionen Einwohner Tokios mit Fisch versorgt)

Mein Besuch im Shinjuku Park ohne Menschenmassen

Die Shoppingmeile von Ginza

Abgedrehtes Hightechspielzeug aus dem Sony Tower

Der große Tempel in der „Altstadt“ Asakusa (Ueno), in dem ich mir ein Schicksal gezogen und auch noch ein tolles bekommen habe, während Ryan (der Amerikaner mit exzellentem Japanisch, der uns heute rumgeführt hat) ein so Schlechtes gezogen hat, das wir es sofort an einen Baum binden mussten.
Ich berichte also wirklich nur von einem Auszug dessen, was es zu erzählen gibt, und hoffe, wieder etwas Appetit für den nächsten Happen gemacht zu haben. Da Morgen ein langer Tag mit Tokio-Tower, Aussichtsplattformen und Roppongi, der Gaijin Hochburg Tokios anstehen, wird es frühestens am Mittwoch wieder Nachschub geben…

Der erste Abend in Tokio – Karaoke Time!!!

Die Japaner haben eine ganz besondere Verbindung zu Ihrem Karaoke. Wo man bei uns in Discos oder Clubs geht (die es natürlich auch in Tokio gibt), nehmen die Japaner noch eine Option C) wahr, die es bei uns nicht gibt. Nach einer Metrofahrt nach Shinyuku (neben Shibuya einer der Stadtteile, in denen das Nachtleben brummt) ging es erst einmal in ein kleines Lokal. Bei den meisten (erschwinglichen) Restaurants werden im Schaufenster die Gerichte als Plastik Attrappen ausgestellt. so das an schon genau weiss, wie das später am Teller aussieht. Die Köche geben sich immer höchste Mühe, dass das Endgericht genauso aussieht wie das im Schaufenster. Direkt am Eingang gibt es dann entsprechend auch oft einen Automaten, an dem man sein Essen bezahlt, und mit dem dort erworbenen Coupon holt man sich bei der Küche sein Futter ab.


Sogar das Bestellen im Restaurant machen die Japaner gern per Automat.

Das Essen war bisher übrigens wirklich oishi (lecker), und wenn man die typischen Touristenfallen meidet, gibt’s ein „Setto“ mit einer Reis-Fleisch/Fisch Schüssel, einer Suppe und Tee oder Wasser schon ab 450-600 yen (3-4 €!!!). Nach dem Essen gings dann durch die extrem bunten Straßen und Gassen Shinyukus zum Karaoke Club. Japaner lieben es möglichst knallig bunt, und wer denkt, dass sie sich bei den Gebäuden ausgetobt haben, der irrt. Ein Epileptiker kann sich durch diese Welt gleich auf dem Boden durchrollen, denn wenn ihm die Reklametafeln nicht den Rest geben, dann die Mode.


Überall blinkts und glitzerts – ein Volk von Elstern

Japaner mögen Gaijin eh nicht sehr gerne, und noch unerfreuter sind sie, wenn man sie fotografiert. Das ist ganz gut so, denn ich wäre aus dem Knipsen nicht mehr rausgekommen, da die Nachtschwärmer in Tokio wie ein gewaltiger Maskenball sind. Es gibt zehntausend Stile, und gerade bei den Frauen kennt die Fantasie keine Grenzen. Vom brutalrosa Disneyoutfit samt Mikeymaus-Strapsen über mittelalterliche Corsagen bis hin zu futuristischen Plastikklamotten tragen die alles. Der beliebteste Kleidungsstil bei den Frauen ist aber der „Billig und Willig“ Typ. Das heißt nicht mal, das sie leichte Mädchen wären. Im Gegenteil, selbst einem zufälligen Blickkontakt wird die Hand vor den Mund gehalten, japanische Zeichensprache für ‚Das ist mit peinlich, schau weg!‘.


Leider sind Gebäude hier viel leichter zum Fotografieren als Menschen. Die hechten wie Stuntmen aus dem Kamerafeld.

Aber mit der für die Japaner so liebenswürdigen Art wurde versucht, das Prinzip Moderne weibliche Mode zu importieren. Denn: Im Land der aufgehenden Sonne versteht man keine Ironie oder Sarkasmus. Die können damit nichts anfangen und schauen einen bei entsprechenden Kommentaren mit großen Augen an.

Auf jeden Fall tragen die Frauen gewissenhaft hochhackige Schuhe, extrem kurze Röcke und da die Kniestrümpfe Pflicht sind, werden die halt in Farben wie Neonblau gewählt. Das Resultat ist aber nicht weiblich sondern verleitet eher zur Suche nach dem Preisschild, die man aber gleich wieder lässt, wenn die Frauen sich zur Begrüßung an den Händen fassen und wie quietschende Gummibälle auf und ab Hüpfen.

Ganz zu schweigen von einem anderen Phänomen, das ich noch nicht endgültig klären konnte: Japanische Frauen haben die Füsse immer im 30° Winkel nach innen gestellt. Ob das Kulturell ist, vom falschen Sitzen kommt oder weil das Keuschheit symbolisieren soll, es sieht auf jeden Fall sehr merkwürdig ist. Davon abgesehen würde ein Lauftrainer hier stinkreich werden, weil die Frauen in ihren hohen Schuhen überhaupt nicht laufen können.

Nun gut, soviel zu einem kurzen Exkurs in die Tokioter Modewelt. Vor dem Club trafen wir dann unsere Gruppe: Ein befreundetes Pärchen aus München, das zur Zeit in Japan arbeitet, der Amerikaner, der bei uns nebenan wohnt und drei Japanerinnen, mit denen das Pärchen bzw. mein Gastgeber befreundet waren. Gemeinsam ging es dann ins Karaokezimmer, einen kleinen Raum mit großem Bildschirm und der hochentwickelten Karaokeanlage. Man bucht diese Räume nach Stunden und ist dort völlig unter sich. Im Preis ist auch Bier und Tee in beliebiger Menge enthalten, das wird nachgeliefert solang es getrunken wird. Da das japanische Bier schmackhaft, aber sehr schwach ist (ca. 2%), kann man auch etwas mehr trinken, ohne das am Ende alle total zugedröhnt sind.


Eine klassische Karaoke Zelle, perfekter Ort für Privatparties

Das ist übrigens ein sehr kostengünstiges Vergnügen, wir waren von 23:00 bis sechs Uhr Morgens drin, und haben pro Nase 3000 yen gelassen (ca. 20€). Nach ein wenig Aufwärmen und den ersten paar Runden Bier, zu dem man sich mit einem „KANPAAAAAAAAIIII!“ prostet, ging es dann zur Sache. Neben zwei Mikrophonen (Man singt meistens zu zweit weils lustiger ist) bekommt man auch drei Schellen, so dass eigentlich der Großteil der Runde mit Musizieren beschäftigt ist, während der Rest mitsingt, tanzt oder mit „Ganbatte!“ (Sei Stark) anfeuert, wenn sich jemand ein Lied ausgesucht hat, das er GAR nicht kann. Nach gut einer Stunde ist die Stimmung bereits genial, und wir hatten durchgehend bis sechs Uhr Morgens einen Höllenspass.


Ganbatte!!!!!!!!!!!!!!!!

Besonders abgedreht war Mizuki’s Freundin, eine winzige Japanerin und eine totale Rockröhre. Wenn sie einmal den Text nicht kannte, wurde einfach nonsens genuschelt, was streckenweise zum Schreien komisch war. Leider ist auch der größte Spass irgendwann vorbei, also gings dann bei frischem Tageslicht ab nach Hause. Nach 43 Stunden habe ich mich dann SEHR aufs Bett gefreut.


Müde, Müde, Müde – mein erster Morgen in Tokio.

Ankunft in Tokio – Fotostrecke

Nach inzwischen über 31 Stunden auf den Beinen sitze ich frisch geduscht in unserem Basislager und sortiere die ersten Eindrücke, bevor es dann zum Karaoke geht. Weil für ausführliche Texte keine Zeit ist, und ich gerne die frischen Erfahrungen erhalten will, zumindest eine schnelle Fotostrecke mit den entsprechenden Kommentaren:


Die Berge hier haben irgendwie was majestätisches.


Na also, ein Teilziel erreicht: Die ersten Kirschbäume gabs gleich am Flughafen.


Kein Scherz: Die Männertoiletten am Flughafen sind zeitgleich die Behindertentoiletten.


Suchbild: Wie spült man dieses Klo?! Tip: Der hellblaue Knopf ist es nicht, ich nenne ihn Mr. Sprinkle…


Meine erste Experimentalflasche. Sah super aus, ist aber nur kalter grüner Tee.


SO muss ein Sushi aussehen. War gar nicht so teuer und der Fisch sagenhaft lecker und frisch.


Ich dachte Japaner haben Panik vor Infektionen. Tatsächlich tragen die Leute diese Masken bei Erkältungen, weil sie ihre Mitbürger nicht anstecken wollen. DAS nenne ich höflich.


Unser Basiscamp, 14m2 für 4 Mann.


Ein bisschen sehe ich da aus wie Schröder von den Peanuts.

Long live the queen(’s airline)

Bei Gelegenheit rufe ich gerne jeden auf, mich das nächste Mal am Fliegen über London zu hindern. An sich liebe ich diese Stadt und auch die Briten, aber das war echt zum abgewöhnen. Aber einmal von Anfang an: Da mich die unheilsschwangere Fröhlichkeit der BA Dame am Telefon schwer beunruhigt hatte, beschloss ich, die völlig überfüllte S-Bahn um 8 Uhr Morgens zum Flughafen zu nehmen.


Entspannt zum Flughafen

Dort angekommen suchte ich auch gleich den CheckIn Schalter der British Airways auf. Der Herr dort sah sehr freundlich und fröhlich aus, weswegen ich beschloss, nicht lange um den heissen Brei herumzureden: „Guten Tag, ich muss leider über das Terminal 5 in Heathrow fliegen, wie groß ist da die Chance, das mein Gepäck NICHT mit mir dort ankommt.“ Das leicht irre Flackern in den Augen des Angestellten und das unterdrückte hysterische Lachen hätten eigentlich seine Antwort überflüssig gemacht, aber er beugte sich mit einem konspirativen Flüstern zu mir: „Mit der British Airways? SEHR Groß…“ Da wir uns beide einig waren, das für mich in Tokio das Klamotten-Nachkaufen eher ein hoffnungsloses Unterfangen wäre, und ich meinen Dackelblick auf höchste Stufe gestellt hatte, wurde mir erlaubt, meinen Rucksack mit der ganzen Kleidung als Handgepäck einzuchecken. Hier zeigte sich bereits die Weisheit meiner Entscheidung, drei Stunden früher zu kommen, denn ich musste umpacken, um alle terroristischen Waffen wie Deo, Duschgel und Nagelschere in den Koffer meines Freundes zu packen, dem ich seinen Anzug mitbringen sollte. An dieser Stelle: Max es tut mir Leid, Dein Koffer war das Bauernopfer.


Also von „Handlich“ kommt dieses Handgepäck nicht…

Endlich durch den Sicherheitscheck ging es dann in den Flieger, in dem die Gäste genauso britisch waren wie die Bordküche. Neben einer Japanerin war ich der einzige, der nicht nach London wollte. Übrigens war der Kapitän herrlich, denn in feinstem British English bat er die Gäste, ihr Gepäck fest zu zurren, denn, ich zitiere: „This is going to be a busy flight“. Wir hatten mehr Luftlöcher als das gesamte albanische Straßennetz Schlaglöcher. Das Essen sah übrigens wesentlich grässlicher aus, als es geschmeckt hat, weswegen es dann auch im Magen geblieben ist.


Hmmmm lecker, feinste britische Cuisine!

In Heathrow angekommen wollte ich ein paar Fotos vom neuen Terminal machen und so das Leid und Elend der armen Fluggäste hier dokumentieren. Das ging soweit ganz gut, aber als ich gerade einen Schnappschuss von drei Windows Bluescreens machen wollte, die stolz dort prangten, wo eigentlich die Flüge stehen sollten, wurde ich von zwei zickigen Security Damen aufgegriffen, die mir schwere Verstösse gegen die Sicherheitsvorschriften unterstellten. Nur ein böser Terrorist mit blutrünstigen Absichten fotografiert einen blauen Bildschirm. Leider brachte Diskutieren mit durchaus berechtigten Fragen wie „Wo ist das Fotografieren Verboten! Schild?“ keine Resultate, außer das die völlig überforderten Damen die Kamera konfiszieren wollten.

In meiner stillen, einfühlsamen Art teilte ich den Damen mit, dass ich den Vorgesetzten sprechen wolle, und da ich eh noch gute 1,5 Stunden Zeit hatte, blieb die Gelegenheit, mit einem britischen Beamten zu streiten. Nach harten Verhandlungen musste ich alle Fotos löschen, bekam auch für den Wartebereich Fotografierverbot (ich teile stolz mit, dass ich offiziell unter Beobachtung stehe bis ich abfliege) und darf das Foto von meinem Essen im Flieger behalten, weil sie mir nicht belegen konnten, dass hiervon ein Sicherheitsrisiko ausgeht.


Hier könnte man jetzt die lustigen Bluescreens sehen.

Anschliessend durfte ich endlich zum Security Check, in den man auch dann muss, wenn man vom Flieger 20 Meter raus geht, über den Gang und gleich in den Wartebereich. Man kann auf dem Weg weder irgendwo raus, noch etwas kaufen, das ist einfach ein leere Betongang, an dessen Ende die Leute an einer Rolltreppe warten müssen, bis sie hochfahren dürfen. Wahrscheinlich könnte es sein, das die Leute die Farbe von den Wänden kratzen und daraus Sprengstoff herstellen.

Beim Check selber muss dann JEDER (also nicht nur so ein Friedensstörer wie ich) seine Schuhe ausziehen und zusammen mit ALLER Wäsche bis auf Hemd, Hose und Socken in die Kisten legen. Diese Paranoia hat mich dann in gewisser Hinsicht wieder versöhnt, aber mal ehrlich: Wirklich gefährlich ist es, wenn ich meine Schuhe ausziehe. Einen entsprechenden Witz über chemische Waffen habe ich mir dann gespart, weil die mich eh schon auf dem Kicker hatten.


Paranoider Security-Check samt den ellenlangen Warteschlangen

Leider habe ich von meiner folgenden Erkundungstour keine Fotos, denn an sich ist dieses Terminal schon sehenswert. Lustigerweise ist wohl eine gesamte japanische Schule im selben Flieger wie ich, denn an allen Ecken und Enden standen junge Japaner in Schuluniformen. Das ganze ist unglaublich groß, und es gibt das in dreifacher Ausführung: A, B und C. Gewaltige Bars, Läden, einfach alles. Dafür werden die Gates für die Flüge erst 30 Minuten vor Abflug angezeigt. Ja richtig, man muss in A warten (B und C sind zu weit weg, dann würde man nie seinen Flieger erwischen) und dann ziemlich schnell los sprinten. (B braucht 15 und C 20 Minuten). Das Resultat ist ein proppenvolles Terminal A, in dem die Leute ständig ängstlich auf die Bildschirme schauen, während Terminal B und C völlige Geisterstädte sind. Alle Geschäfte sind bis auf die sehr gelangweilten Angestellten leer, weil die Fluggäste mit den 5 Minuten, die ihnen bleiben, nur durch hetzen. Die einzig anderen Menschen sind noch Sicherheitsbeamte, die darauf achten, das niemand fotografiert…