Tag 14 + 15 Hiroshima/Miyajima : Wenns am besten ist…

Der letzte Abschnitt unserer Japan Rundreise in den Flitterwochen war Hiroshima. Es schien uns passend, da diese Reise auch der Weg vom „Das ist mein aktueller Lebensabschnittsgefaehrte“ zu „Wir sind eine Familie“ war, und das in einem Land, wo die Menschen so nah an den Traditionen der Vergangenheit Leben und trotzdem mit begeistert der Zukunft entgegen gehen. Und was ist besser als letzter Ort als eine Stadt, wo der Fallout von Gestern der Strahlung von Heute begegnet?

 

Wobei das so eine Sache ist mit den radioaktiven Superkräften. Mein Haar ist immer noch voll, meine Frau leuchtet nicht im Dunkeln und viele der ausländischen Touristen (von denen es nicht weniger gab als bei meinem letzten Japan Trip) konnten überhaupt nicht verstehen, weshalb in Deutschland soviel Sorge wegen Fukushima besteht. Bei der Einheimischen Bevölkerung haben wir nichts bemerkt. Ich habe aufmerksam nach Geigerzählern oder anderem Schnickschnack gesucht, aber wirklich gar nichts war aufzutreiben. Und das liegt nicht daran, dass dem Japaner seine Gesundheit egal wäre: Mit der Angst um das leibliche Wohl wird in Japan sehr viel Geschäft mit zum Teil Haarsträubenden Produkten gemacht. Ich für meinen Teil empfehle herzlich gerne Japan als Reiseland, und meine Frau fühlt sich hier auch vollkommen sicher und gut aufgehoben.

 

Da wir uns nicht stressen, ist der Transfertag immer sehr unspektakulaer. Der Weg von Kyoto nach Hiroshima ist mit dem Shinkansen ein Katzensprung, also nutzen wir die Zeit, um einen neuen Zweitkoffer zu kaufen und im Yodobashi noch das eine oder andere Mitbringsel einzukaufen. Es ist zwar eine Herausforderung, dem japanischen Personal das Prinzip internationaler Einkäufe zu erklären, aber wenn man erst einmal das Zauberwort „Duty Free“ gelernt hat, packen die Verkäufer emsig ihre Stempel aus und heften einem einen halben Roman in den Reisepass. Dafür spart man sich dann aber 5% Steuern. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt, bis die ihre Papiere rausholen. Da japanische Angestellte stets Lächeln weiß man nie, was sie jetzt auch verstanden haben. Sie erzählen einem Fröhlich ganz viele Sachen, denn der Japaner als Optimist geht davon aus, dass der andere entweder genug Japanisch kann oder ein Telepath ist. Bei merkwürdigen Gaijin schließlich nicht unwahrscheinlich. Was hier Wunder wirkt, ist ein freundliches, aber bestimmtes und vor allem oft wiederholtes „Wakaranai“. Ich weiß nicht einmal ob es grammatisch korrekt ist, aber in etwa heißt es „Ich hab nicht ein Wort von dem verstanden, was du gerade gesagt hast.“ Und solange es funktioniert (was es tut), verzichte ich gerne auf den  Preis für perfektes Japanisch.
Klassische Bürokratie aber ihr spart euch Geld damit.

 

Da wir bei den letzten Zugfahrten immer neidisch auf die köstlichen Brotzeitboxen der anderen Fahrgäste geschielt haben, während wir von den Zugbegleiterinnen überteuerte und ziemlich matschige Sandwiches kauften,  gönnten wir uns auch so eine Schachtel. Ich stelle mir gerne vor, wie ich vielleicht einmal neben meinem Hausgaertner auch noch einen eigenen Bento Box Packer habe. Der würde meine Kinder zu den unangefochtenen Königen beim Pausenbrot machen.

 

Dies Schachteln enthalten eine komplette Mahlzeit und sind liebevoll mit den Sehenswürdigkeiten der Bahnhofsstadt bedruckt. Die gehen weg wie warmer Reis.

Ein nettes Wurschtbrot hast du da. Ich? Ach nichts besonderes…

 

Der heutige Tag war dann ganz für das letzte Highlight der Japanreise gebucht: Die wirklich wunderschöne Insel Miyajima. Ich habe schon bei meiner letzten Reise davon geschwärmt. Mit den besten Erinnerungen ist das eine gefährliche Angelegenheit: Wenn man sie wiederholt, und es geht in die Hose, dann bleibt dem unvergesslichen Erlebnis von damals ein fader Beigeschmack. Aus genau dem gleichen Grund habe ich darauf verzichtet, mir hier noch einmal ein Kobe Steak zu gönnen. Sowohl in Kyoto als auch in Hiroshima bin ich an einigen Restaurants vorbeigelaufen, in deren Schaufenster dieses Stück fleischgewordene Glückseligkeit angeboten wurde. Mit zitternden Händen und aschfahlem Gesicht kaempfte ich mich an  den Laeden vorbei, aus denen ein so zarter Steak Geruch schwebte, dass mir die Tränen der Ergriffenheit in die Augen stiegen. So muss sich ein Junkie fühlen wenn er nie wieder rückfällig werden darf und dann beim besten Stoff der Welt vorbeigehen muss.

Äh ja wo war ich – stimmt, Miyajima. Also wenn ich einen Flecken Natur als mein Kobesteak des Landschaftsgenusses in Japan bezeichnen würde, dann wäre es diese Insel. Und weil das Leben eine fiese und ironische Angelegenheit ist, lief es erst einmal durchwachsen. Der Himmel war bedeckt, und so schien die Insel nicht wie ein grünes Juwel aus einem strahlend blauen Meer, sondern Imogens erster Kontakt mit der Insel war ein halbgraues Etwas, das sich vor den Bug des Fährschiffes legte.

Die traumhafte Aussicht vom Mount Misen mit extra ohne Aussicht.

Auch das Wahrzeichen der Insel, ein riesiges oranges Tori war am unteren Teil in ein abscheuliches Baugeruest gepackt. Ich finde es ja löblich, wenn man Kulturgut auch mal restauriert, aber wieso muss das Jahr des schwingenden Hammers ausgerechnet bei meinen Flitterwochen sein? Ich fühlte mich ein wenig wie ein Vater, der den perfekten Sopran seines Sohnes anpreist und dann kommt der Lümmel ausgerechnet bei der Premiere in den Stimmbruch.

Vielleicht war ich aber auch etwas kritisch im direkten Vergleich mit meinen Erinnerungen, denn Imogen verliebte sich spätestens beim ersten süßen Reh in die Insel. Natürlich punktet Miyajima mit unfairen Mitteln, denn kuschelige Tiere mit sooooo großen dunklen Augen würden wahrscheinlich selbst eine brennende Müllhalde für eine Frau zu einem Paradies machen.

Och ist das SÜÜÜÜÜSS!!! Mit den richtigen Schlüsselreizen sind Frauen leicht zufriedenzustellen. Höchstens Schokolade wirkt noch besser.  Hm, Rehe aus Schokolade…

Bei aller Niedlichkeit sind die vierbeinigen Herrscher der Insel auch vier Jahre später erfrischend unverschämter als die vollgekifften Parkbettler in Nara. Die Besucher halten sich zwar an das Fütterungsverbot, aber die Tiere haben sich in meiner Abwesenheit zu organisierter Kriminalität aufgeschwungen. Gangs von Paarhufern belagerten die Futterbuden der Touristen, und unschuldige alte Damen wurden heimtückisch überfallen.

Dieser Händler hatte es gewagt, kein Schutzgeld zu zahlen. Die Bambi-Killerschwadron begegnet solchem Widerstand mit brutaler Gewalt.

 

Harmlose Oba-sans müssen hilflos mit ansehen, wie ein halbstarkes Reh ihre einzige Karte zerfetzt. Diese blutrünstigen Bestien bremsen nicht für Menschen.

 

Das putzige Dammwild setzte in meiner Frau soviel Endorphine frei, dass ich sie nicht nur widerstandslos bis zur Seilbahn lotsen konnte, sondern dort auch noch Anstandsfrei die Karten ohne Rückfahrt erstehen konnte. Die Beschilderung auf dem Weg zur Seilbahn fand ich persönlich ausgesprochen gelungen: „10 Minutes Walk (7 if run a little)“. Endlich wird den ehrgeizigeren Wanderern ein Ansporn gegeben.

Die Wanderung oben am Berg war einfach schön, und da will ich gar nicht so viel beschreiben, sondern einfach ein paar Eindrücke teilen.

 

Um den Tempel des ewigen Feuers standen verstreut kleine Buddhas. Ich fand sie ehrlich gesagt den deutschen Gartenzwergen nicht unähnlich…
Auch ein Gott hebt gern mal einen. Freundliche  Wanderer hatten hier ihre Sake-Gläser abgestellt. 

 

Glücklich am Gipfel. Frau und  Hirsch waren zufrieden.

 

Als wir vom Berg abgestiegen waren, riss auch endlich die Wolkendecke auf und wir naschten eine größere Ladung japanischer Köstlichkeiten, während wir an der Kaimauer die Sonne genossen. Und spätestens da war mir klar: Man kann keinen Tag so wiederholen, wie man ihn erlebt hat, sondern einfach nur das beste aus dem Neuen machen. Das gilt auch für die Japan Reise. Wir waren an vielen Orten, die ich bereits besucht hatte, und doch war für mich diese Reise wieder eine ganz eigene, neue Erfahrung.

Diese Erfahrung dann auch noch direkt teilen zu können ist etwas ganz besonderes, und ich bin sehr froh, dass Imogen bereit war, mit mir eine Crashtour durch Japan in den Flitterwochen zu machen. Wir haben noch so manches in dieser Zeit erlebt, für das einfach kein Platz mehr war, aber so haben wir wenigstens noch etwas zu erzählen, wenn wir wieder da sind.

Morgen werden wir nach Osaka fahren und uns auf den Flug nach Langkawi vorbereiten. Nach den ganzen Marschtagen hat sich Imogen die Woche am Strand redlich verdient, auch wenn wir beide traurig sind, uns von Japan verabschieden zu müssen. Aber wenigstens in einem Punkt bin ich getröstet: man soll aufhören, wenn es am Besten ist, und der heutige Tag ist dafür hervorragend qualifiziert.

Ich hoffe, es hat euch Spass gemacht, uns auf dieser Reise zu begleiten, und wir verabschieden uns von euch und Japan mit ein paar letzten Eindrücken von Miyajima.

Ein letzter wehmütiger Blick und dann heisst es Abschied nehmen.

Japan verleiht Flüüüügel 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – wir bereiten uns schon einmal darauf vor, bei der nächsten Reise noch mehr Berge zu besteigen, noch mehr Tempel zu besichtigen und mindestens einen tödlichen Dschungel zu durchqueren. Ganbatte ihr Weltenbummler!

Tag 13 Kyoto:One night in Kyoto

Da unsere Tage normal so dicht bepackt sind, dass wir gegen 2000 Uhr im Hotel auf die Betten fallen, hatte wir uns für den letzten Tag in Kyoto eine Abwechslung überlegt. So verbrachten wir den Vormittag und den Großteil des Nachmitags im Zimmer, und machten uns dann gegen Abends auf, einmal Kyoto bei Nacht zu erkunden.
Da ich bereits am Vortag auf den Yodobashi neugierig geworden bin, eine Art Turbo-Kaufhaus für eher männliches Publikum, erschlich ich mir mit Dackelblick eine Tour durch die interessantesten Abteilungen. So, die meisten dürfen jetzt abschalten, denn meine Begeisterung wird überwiegend so fesselnd sein wie eine Frau die vom Schuhekaufen erzählt. Nur dass Yodobashi viel viel viel besser ist!

Bereits am Eingang konnte sich der Otaku an einer opulenten virtuellen Speisekarte vorglühen 

 

Jedes denkbare und auch so manches undenkbare Gerät war hier erhältlich. Ob Kameras vom 10 Euro Knipser bis zur 5000 Euro Kamera mit einem Objektiv, das mit 50 Zentimeter und gut 8 kg nicht mehr richtig handlich war, ob Bausätze für Gundam oder eine der anderen Dutzenden Mech Serien, die beklopptesten Japan Only Videospiele – hier fand sich alles. Besonders lustig fand ich ein PS3 Spiel in Manga Optik, dessen einziger  Inhalt es war, möglichst erfolgreich in der Ubahn unter Röcke zu fotografieren und nicht erwischt zu werden. Oder Strip-Billard mit Schulmädchen. Oder Tokyo Zoo, wo Tokyo als postnukleare Geisterstadt von blutrünstigen Schosshunden beherrscht wird (in der Demo riss ein kleiner Pekinese einen Hirsch). Und all das wird nicht verstohlen unter der Ladentheke gehandelt, ich sah zwei Geschäftsmänner, die auf einmal wie kleine Jungs auf und ab hüpften und sich mit glücklichen „Sugoi“ Rufen das Ubahnspiel packten. Endlich in aller Ruhe sexuell belästigen ohne die nervigen Anzeigen!

 


Einer der vielen Gänge in der Modellbau Abteilung. Beim Kaufen bevorzugen die Männer die Roboter mit den größten und meisten Kanonen.

Ein Besuch in einem großen Kaufhaus ist sehr aufschlussreich, wie das Herz eines Japaners so tickt. Da ich für einen Hausgeräte Hersteller arbeite, wollte ich natürlich einmal checken, wie das in Japan aussieht. Ich denke es ist genug gesagt, dass die Hausgeräte Abteilung nicht einmal halb so groß war wie die Sektion, wo man sich für 100 Yen billiges Plastik Spielzeug aus Automaten ziehen konnte. Die wenigen verwaisten Geräte, die keine Reiskocher waren, standen ungewollt in einer Ecke und setzten Staub an. Das liegt daran, dass die Japaner mit ihrem sparsamen Platz zu Hause keine Küche wollen.

Dafür gibt es alle drei Meter ein kleines Lokal, und da sitzt immer jemand, der gerade isst. Und man kann es schon verstehen: Warum eine Küche und selber mit teuren Zutaten kochen, wenns um die Ecke ein Riesen Ramen für 450 Yen gibt?

Da meine Frau mit meinem Robinson Crusoe Gedächtnisbart  nicht restlos begeistert ist – ich finde ihn verwegen und man kann damit so schön  Japaner erschrecken – sichteten wir das ebenfalls sehr magere Rasierer Angebot. Es gab mehr elektrische Damenbart Stifte als Rasierer für Männer, und das Schönheitsideal war merkwürdig bis verstörend.


Wer würde sich von dieser Werbung zum Kauf animieren lassen? Könnte aber ein Verkaufsschlager im Glockenbach Viertel sein.

Irgendwann konnte mich Imogen dann doch von den vielen verrückten Sachen loseisen, und wir machten uns auf zur Kawaramachi-Sanjo. Hier ein bisschen Hilfe für den Reisenden: Kreuzungen großer Strassen bestehen aus den beiden Strassen Namen. Kreuzt also Kawaramachi-Dori  die Sanjo-Dori…  Damit verläuft man sich gleich viel seltener. Für das tapfere Ausharren im Maennerparadies  („Frau Wiedenmann, holen sie bitte ihren Mann bei den 3D Camcordern ab“) bekam Imogen erst einmal einen großen Frozen Yoghurt mit allen Schikanen. Ich glaube die Yami-Yoghurt Verkäuferin wird heute bei einem Schrein eine Münze für mich werfen, da ich Imogen das Bestellsystem erklärte. Man wählt die Größe der Grundportion, eines oder mehrere Toppings und eine oder mehrere Soßen.  Die Verkäuferin  war sprachlos verzweifelt, da ihr Englisch Wortschatz und das pantomimische Vokabular meiner Frau dieser Aufgabe nicht gewachsen waren.

 

Der Bestellvorgang hatte seine Tücken aber am Schluss hat’s geschmeckt. Man beachte, wie glücklich Imogen mit Essen und wie glücklich sie ohne Essen auf den Fotos ist.

Die Kawaramachi hat zwei sehr unterschiedliche Gesichter. Biegt man von der Hauptstraße in die westlichen Gassen, so ist man in der Shopping Zone. Es wirkt ein wenig wie ein Einkaufszentrum in einer amerikanischen Teenie Komödie. Herrlich ist, das selbst an einem Sonntag Abend um Neun noch viele Geschäfte offen haben.

 

Während die Frauen in Japan noch mit der Emanzipation kämpfen, haben die Rentner ein eisernes Regime. Hier ein Laden mit edlen Gehstoecken, für den Greis der sich wieder wie ein Samurai fühlen will. 

Richtig interessant aber ist die Ostseite der Kawaramachi. Hier ist das gesamte Nachtleben auf 2 Blocks in winzigen Gassen verstreut. Obwohl es Sonntag Abend war, strömten die Menschen durch die Strassen.  Leider war fotografieren nicht möglich, da alle 5 Meter ein freundlicher junger Mann im schwarzen Anzug und Tokyo Hotel look stand. Die Knaben mit dem lustigen 80er Wuschelkopf sind ein fester Bestandteil des japanischen Rotlichtmilieus und auch gerne mit der Yakuza verbandelt. Sie zu knipsen wäre mir zwar ein dokumentarisches Vergnügen gewesen, aber es ist reine Glückssache, wie humorvoll das der jeweilige Kerl sieht.

Die meisten sind ja harmlos und einfach dafür da, den alleine gehenden Damen oder Herren einen ganz tollen Club zu empfehlen. Man darf sich aber nicht wundern, wenn das ein handfester Stripclub oder ein sogenannter Gentlemens Club ist. Wer einem „Host“ bzw. „Hawker“ folgt, weiß in Japan normal, worauf  er sich einlässt. Als Paar hier entlang zu gehen ist sehr angenehm, da man weder von den Männern noch von den Frauen angesprochen wird. Auch extrem aufgebrezelte junge Frauen standen im Spalier vor Bars mit abwechslungsreichen Namen wie „Lady“ oder „Sunshine“ oder auch „Sunshine Lady“.

Allein gehende Männer werden angeblinkert, und weil der Mann spontan soooo sympathisch ist, kann er doch mit zum Tänzen kommen. Drin verschwinden die Frauen in der Menge, und der Barkeeper präsentiert fröhlich eine Rechnung von gut 100 Euro für ein paar Bier. Da ich im allgemeinen sehr gutgläubig bin, hatte man mir das bei meiner ersten Reise eingebläut, und in dieser Strasse konnte man das wunderbar beobachten.

In den Strassen und Gassen wimmelte es vor gutgelaunten Japanern. Anfangs waren wir erstaunt, wieviel gelacht, gescherzt und sogar für japanische Verhältnisse schon sehr unanständig Händchen gehalten wurde. Als dann aber zum dritten Mal ein breit grinsender Mann mit feuerroter Nase auf die Strasse stolperte, bemerkten wir, dass wir so ziemlich die einzigen nicht Betrunkenen waren. Vor allem die Frauen waren oft besser betankt als ein Übersee Frachtschiff.

 

Schlucken, sitzen, schmusen: Dank Alkohol enthemmt kuschelten sich viele Paare am Flussufer zusammen. Wer denkt ich übertreibe  – jedes Händchen haltende Paar hatte eine Fahne, bei der jeder Kinder schon vom Einatmen einen Vollrausch bekommen hatten.

 

Wenigstens klärte diese Liebesmeile unsere Frage vom Vortag: Während in Bayern die Biergestuetzte Beziehungsfindung im großen Stil eher auf das Oktoberfest begrenzt ist, sichert der Alkohol in Japan den Arterhalt. Das hört sich jetzt gemein an, aber wenn man im Kontrast sieht, wie kontrolliert, höflich und zurückhaltend die Menschen im Alltag sind, dass ich da schon mitleide, und dann die ausgelassene Stimmung am Abend, dann kann man sich sehr gut vorstellen, wie sich die Leute hier erstmal etwas Mut antrinken, bevors persönlich wird.

Den Abend schlossen wir mit einem romantischen Verirren im Kyotoer Hauptbahnhof ab. Dieses riesige Gebäude ist ebenso eindrucksvoll wie verwirrend, da es bis zu 10 Etagen in die Höhe geht, die ohne ersichtliche Logik wild miteinander verbunden sind. Die Enwohner Kyotos mögen den Bahnhof nicht, da er ihnen zu  wenig traditionell ist, aber bei Leuten, die bei einem Kunsthandwerksladen neben  Kalliegraphiepinseln Disney Flaggen verkaufen, wirkt so ein Argument etwas dünn.

Eine der vielen Hallen im Bahnhof Kyotos. Hier kann man sich nach Herzenslust verlaufen.

 

Auf der Suche nach einem Ausgang kamen wir zu einer schönen Dachpassage, wie wie Perlen an einer Schnur im 10 Meter Abstand Pärchen saßen. Wenn einfach wenig Platz ist, lernt man anscheinend, sich seine Intimsphäre auch im öffentlichen Raum zu nehmen. Oder es kann daran liegen, dass auch hier die Augen nicht nur vom Fieber der Liebe glasig waren. Mein Mitgefuehlspreis des Abends geht an einen jungen Mann, dessen Verabredung besinnungslos an einer Säule lag. Er saß mit geknicktem Gesichtsausdruck da, und versuchte der Frau ab und zu etwas Tee einzuflößen. Wie muss das sein, wenn man sich bei der Verabredung nicht nur über seine Klamotten Gedanken machen muss, sondern auch noch die perfekte Balance zwischen gemeinsamen Mut antrinken und den anderen nicht an einen Vollrausch verlieren finden muss?

Wir haben das da einfacher: Ich drückte die Hand meiner Frau, genoss ihr liebevolles Lächeln, und wir gingen Hand in Hand zum Hotel zurück.

Tag 12 Kyoto : Sie koennen soviel fahren wie sie wollen. Wir liefen weiter als wir konnten.

So langsam nähert sich das Ende unserer Japanreise. Auf dem Papier fliegen wir in 5 Tagen ab, aber es gibt so vieles zu sehen und erleben, dass sich bei mir schon ein bisschen der Abschiedsblues ankündigt. Natürlich gibt es den einen oder anderen Tag, wo man sich nach zig schönen Orten und vielen Tageskilometern ein wenig reisemuede fühlt, aber das verfliegt schnell bei dem Gedanken, wie schoen das erlebte ist. Dazu kommt, dass ich Japan ausgesprochen gerne mag, da ich mich bei den Japanern sehr wohl fühle. Die Leute sind technikbegeistert, fröhlich und in allem enthusiastisch. Das ist wirklich ansteckend. Imogen gefällt es hier ebenfalls sehr, wenn auch aus anderen Gründen. Die meisten Pluspunkte verdient Japan aus Sicht (m)einer Frau, dass es so gut wie an jeder Ecke blitzsaubere, gratis benutzbare öffentliche Toiletten gibt. Für den weiblichen Harndrang ist auf eine Art und Weise gesorgt, dass es für mich schon beinahe etwas religiös-fanatisches hat. Pragmatisch betrachtet trinken die Leute hier allerdings unmengen grünen Tee, da drückt es dem Volk auch mehr auf der Blase.

 

Mit solch fürstlicher Versorgung lässt sich die Frau auch auf längere Unternehmungen locken, und so nutzten wir einen herrlich sonnigen Tag, um das Kyoto Bus Tagesticket ordentlich auszureizen. Soviel kann ich vorneweg verraten: All you can Bus ist wie all you can eat – wer hier den Wirt armfressen will, verrenkt sich vorher den Magen.

 

Deutscher Erfindergeist trifft japanische Technologie: Mein patentiertes Sockenschnelltrockungsverfahren. Bei nicht frisch gewaschenen Socken nur in gut gelüfteten Räumen anwenden!

 

Für eine handvoll Yen: dieser handliche Muenzhaufen ist der genau abgezählte Betrag für zwei Tageskarten. Die Angestellten am Schalter freuten sich aus unerfindlichen Gründen nicht über unsere Kreative bezahlweise.  

 

Bereits am frühen Morgen saßen wir im Bus zum Kiyomizu Tempel, der für seine Steilhang Lage und die heilkräftige Quelle (mizu = Wasser) bekannt ist. Auch bei diesem Schrein setzten sich zwei unserer Sightseeing Themen fort: erstens werden momentan ca. 30% aller Schreine in Japan restauriert und in formschönen Baugeruesten verpackt, und zweitens ist das Erleben körperlicher Limits eine stete Herausforderung für meine Frau und mich.

Auf uns wirkte Kiyomizu ein wenig wie ein spirituelles Disneyland. Bereits direkt am Eingang gab es zwei eiserne Speere, an denen die Touristen in bester Hau den Lukas Manier ihre Kräfte erproben konnten. Bei dem kleineren schafften dies viele (er wog nur ca. 25 kg). Der groessere ist der Speer von Benkai, ein legendaeren Kriegermoench, der das Ding als Waffe geführt haben soll. Angesichts der gut 100 kilo Gewicht und dem sehr glatten Metall kann ich mir das aber nur schwer vorstellen. Obwohl ich mich wirklich angestrengt habe, rutschte ich immer wieder ab und bekam das Ding einfach nicht in die Höhe. Bei Flitterwochen eine missverständliche Aussage, ich meine damit natürlich diesen Eisenspeer. Also…. Wahrscheinlich sage ich besser einfach nichts mehr.

 

Ordentliches Besichtigen ist anstrengend. Wir konnten sehr gut nachempfinden, wie es dem Jungen ging.

 

Ich beim Aufwärmen vor dem großen Benkai Speer. Am Abend habe ich dann nachgelesen, wie man ihn anheben kann. Es gibt einfach unter dem oberen Holzrahmen einen bequemen Haltegriff. Wenn ihr die Leute beeindrucken wollt, merkt euch das.

 

Aber wo ich schon so eine schöne Überleitung habe: Die zweite Attraktion waren die beiden Liebessteine. Der Legende nach sind diese Felsen dem Gott der Liebe gesegnet, dessen treuer Helfer ein ziemlich psychopathisch aussehender Hase mit feuerroten Augen ist. Wenn man nun den ersten Felsen mit geschlossenen Augen berührt und dann blind zum zweiten Felsen läuft (ca. 20 Meter), findet man angeblich seinen Partner fürs Leben. Für eine leichte Ironie sorgte, dass die meisten Anwärter scheiterten, weil sie in den dichtgepackten Touristenmassen hängen blieben. Das war bestes Zen: Bei der Suche nach dem wahren Partner werden wir durch zu viele Menschen abgelenkt.

Gleich um die Ecke des zweiten Liebessteins stand noch ein kleiner Schrein für den Schutzgott der Frauen. Hinter diesem Schrein steht eine Zeder, an der japanische Frauen Voodoopuppen ihrer Feinde genagelt haben, damit der Schutzgott den Herren saures gibt. Es ist müßig zu erwähnen, dass der Baum unzählige Löcher von Nägeln hat.

Der Liebesgott und sein Helfer, Psychohase. Meine Bewerbung als Liebesgott in Ausbildung wurde leider trotz der überzeugenden Darbietung knapp abgelehnt. 

Fotobewertung nach dem Zieleinlauf. Der kritische Schiedsrichter urteilt über das Liebesglück hoffnungsvoller junger Japanerinnen.

 

Imogen beim symbolischen Feinde verfluchen. Wir haben zwar gar keine, aber ein bisschen Fluch auf Vorrat ist doch ein gutes Gefühl. Mir war nur etwas unheimlich, mit welcher Begeisterung sie das durchführte. Memo an mich: extra lieb zur Frau sein!

 

Den Schluck aus der heiligen Quelle sparten wir uns dann. Es standen mehr Leute an als beim Bananentag in der damaligen DDR und Heilkräfte bringen nichts, wenn man vorher an Altersschwäche gestorben ist.

Um auch einen Bildungsanspruch zu erfüllen: Drei Wasserstrahlen, drei Wirkungen. Gesundheit, Liebe und Erfolg bei Prüfungen sind im Angebot. Von allen dreien zu trinken gilt als gierig.

 

Anschliessend fuhren wir mit dem Bus Richtung Ginkakuji (silberner Pavillon), und stiegen zwei Stationen vorher aus, um uns dem Schrein über die Strasse der Philosophen zu nähern. Und hier war im wahrsten Sinne des Wortes der Weg das Ziel, da wir diesen Pfad zuerst nicht gefunden haben. Wir fanden zwei junge Japanerinnen im Kimono, die geduldig unsere Frage anhörten, aufmerksam die Karte studierten und dann den berühmten „Space Out“ Blick bekamen. Um nicht bis zum nächsten Tag in verlegener Stille zu verharren, fragte ich noch einmal nach und erfuhr, dass auch die Japanerinnen Touristinnen waren. Und sie hatten sich offensichtlich hoffnungslos verlaufen, denn kaum waren wir weitergegangen, hefteten sie sich unaufdringlich mit ca. 50 Meter Abstand an uns. Ich fühlte mich wie ein stolzer Entenhäuptling , dem die Kücken folgen. Lag vielleicht auch daran, dass ich trotz Planlosigkeit unerschütterliche Zuversicht ausstrahlte: Ein Mann verirrt sich nie. Er wird nur gelegentlich von heimtückischen Ortswechseln seiner Umgebung überfallen.

Mit einem kleinen Umweg fanden wir dann auch die Strasse der Philosophen und folgten ihr ergriffen. Eine Erkenntnis jagte hier die nächste: ich erkenne, dass die Füße schmerzen. Wenn auf dem Philosophenweg keine Philosophen sind, ist es trotzdem heiß. Das Wasser fließt wie das Sein, aber im Moment hab ich einfach einen Mords Durst.  Wenn ein Tourist in den Bach fällt, und keiner zieht ihn raus, ist er dann nass?

 

Werde ich beim Tempel viel Essen und Trinken oder sehr viel? Gedanken von unergründlicher Tiefe kommen beim Weg der Philosophen wie von selbst.

 

Für meine Frau war der schönste Moment dieses Weges wohl die Futterbuden beim Schrein. Wir waren bereits 5 Stunden unterwegs, und so stürzte sie sich auf alles, das essbar war. Besonders begeistert war sie von den eingelegten Gurken am Spieß. Die waren wirklich lecker und bei der Hitze genau das richtige, wenn auch in dem Aussehen etwas gewohnungsbeduerftig. Die Japaner vertilgen diese Gurken in Massen.
Nach einer gründlichen Wanderung durch den schönen Garten des Ginkakuji war die nächste Busfahrt zum Fluss fällig. Anscheinend sind Flussufer international genormte Entspannungsorte, da sich hier die Japaner vom Japaner sein erholten und wie ganz normale Menschen picknickten, spazieren gingen, schliefen, oder musizierten. Ja, musizierten. Im Gegenzug zu den unmotivierten Bongobummlern in Englischen Garten übten hier komplette Blechbläserensembles. Da liegt aber auch daran, dass üben zu Hause aufgrund der (nicht sprichwörtlich sondern wortwörtlich) Wände aus  Papier schwer möglich ist.

Wir liessen uns in der Nähe eines größere Picknicks nieder und beobachten junge erwachsene Japaner beim Anbandeln. Das war wie eine Zeitreise in die Kindheit:  es wurde Räuber und Gendarme gespielt, Völkerball, oder blinde Kuh, und immer wurde jede Gelegenheit genutzt, um einmal herzhaft „aus Versehen“ zuzupacken (die Männer) bzw. laut zu kichern und davonzulaufen (die Frauen). Entweder gibt es eine geheime weitere Stufe, wie da dann doch noch zeugungsfähige Paare daraus werden, oder der Japaner genießt die spaßigen Teile des Lebens und überlässt den Bevoelkerungserhalt geheimen unterirdischen Klonlabors. Ich tippe auf zweiteres.

Wer niemand zum Räubern oder Gendarmieren hatte, meditierte eben solo

 

Was nun folgte, ist mir aus der heutigen Sicht nicht ganz schlüssig: Nach dem Ausruhen am Fluss waren wir zumindest aus dem Tal des Elends in die Strasse der Erschöpfung eingebogen. Dennoch beschlossen wir, noch einen kleinen Abstecher durch den Park des Imperialen Palasts zu machen. Und kleiner Abstecher ist hier relativ: Abkürzungen sind nicht wirklich möglich, und der Park ist sehr weitflächig.

Die großzügige Gestaltung der Flächen dort übte einen zermürbenden Charme auf uns aus, da zumindest ich nur noch unendliche Kieswege sah. Meine Frau war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich ansprechbar, aber ich glaube, sie hat ihre letzten Reserven mobilisiert. Ihr „jetzt gehen wir aber schon langsam zurück ins Hotel“ ließ im Ton keinen Zweifel, dass dies eine Aussage und kein Diskussionsangebot war.

Ich bin schon sehr gespannt, wie sehr sie sich darüber freut, dass wir übermorgen noch die Insel Miyajima abklappern. Sie hat bei meiner Ankündigung, dass die Strecken bisher gegen den Berg dort kinderleichtes Aufwärmtraining waren mit einem strahlenden Lächeln reagiert. Also zumindest habe ich ihre Zähne gesehen. Das Busticket hat die Stadt übrigens nicht Arm gemacht. Wir haben es gerade so geschafft, genügend der überfüllten Busse zu nehmen, um nicht teurer als Einzelfahrten zu kommen. Das nächste Mal werde ich nicht versuchen, die perfekte Nutzung einer Tageskarte zu forcieren.

Der imperiale Park in Kyoto. Unendliche Weiten….

 

Tag 10 + 11 Kyoto : Mit Liebe aus Japan

Japan ist ein Land mit hunderttausend Reizen. Bestimmt gibt es da gute Studien, weshalb sich eine hohe Bevölkerungsdichte insofern auswirkt, dass kulturell der Schwenk von Schlichtheit und Ästhetik zu knalligsten Farben und Kitsch gemacht wird. Für den Besucher ist dieser Kontrast mitunter etwas schwer verdaulich. Gestern war der nächste Reisetag, und so packten wir Hoelli unseren Todeskoffer und machten uns auf den Weg nach Kyoto.

   

Eine der dezenteren Sendungen zur Frühstückszeit. Wenn ein Kind mit so etwas aufwächst, wird es keine Umweltreize mehr geben, die es als Erwachsenen von der Arbeit ablenken. Das Geheimnis der japanischen Wirtschaft ist gelüftet.

Der Koffer ist nun auch im Halb-Pappe Halb-Holz Boden gebrochen. Konkret bedeutet das, dass beim Hinuntertragen dem werten Packesel eine unfreiwillige Akupunktur mit scharfen Spitzen verpasst wird. Nach einer laengeren Treppe fuehlt man sich, als ob man vergeblich versucht haette, ein Stachelschwein zu vergewaltigen. 

Da wir sehr früh dran waren, und deswegen einchecken noch nicht möglich war, beschlossen wir die Zeit wieder einmal für eine Erkundungstour zu nutzen. Das ist an sich in Kyoto sehr lohnenswert, nur hatte ich die Temperatur ein wenig unterschätzt. Tapfer schleiften wir uns zu dem schönen Park des goldenen Pavillons. Unser Timing war nicht so ganz Ideal, da anscheinend die gesamten japanischen Schulen ihre Kinder vorgestern nach Nara und gestern nach Kyoto geschickt haben. Und so wateten wir durch eine Flut an Schulkindern, ich mit immer roeter werdender Haut und Imogen mit einer feuerroten Nase, da sie auf irgend etwas in der Luft allergisch war. Da waren wir nun, an einem Ort des UNESCO Weltkulturerbes, und beide zu erschöpft, um den Fotoapparat zu heben und noch ein Bild zu machen. 


Hier war es noch relativ leer. Wo waren die kleinen bunten Außerirdischen aus dem Fernsehen um die Kinder mitzunehmen?
Fein gekleidete Damen auf dem Weg in den Pavillon zum Tee trinken. Da war’s natürlich schoen ruhig.

An sich gibt es gar nicht viel mehr zu erzählen – manchmal nimmt man sich einfach zu viel vor. Ich war bis in die Haarspitzen motiviert, meiner geliebten Frau dieses Highlight japanischer Architektur als ultimatives Erlebniszu gestalten, aber der Funke wollte nicht ganz zünden. Das liegt weniger am Ort als vielmehr vielleicht daran, dass wir seit Tagen nichts anderes machen, als von Tempel zu Tempel und Park zu Park zu marschieren. Bei so vielen Eindrücken ist der Geist einfach satt. 

Als wir dann noch in ein fast schon als konstruktiv zu bezeichnendes Interview mit einer weiteren Schuelergruppe gerieten, erfuhren wir von einem schönen Zen-Garten und marschierten dort hin. Hier waren viel weniger Menschen, und wir ruhten unsere Augen damit aus, indem wir einfach gedankenverloren auf die 10x25m weißen Kies blickten.  

Die wahre Wirkung entfaltet der Zengarten, wenn man an japanischer Reizflut leidet. Da ist dieses weniger plötzlich viel mehr.



Der Steingarten wurde von vielen Leuten genutzt, um ein bisschen ihre Augen auszuruhen… Äh meditieren.

Am Abend war dann ein Stop bei klassischem amerikanischen Fastfood nötig. Das japanische Essen schmeckt super, aber nach einer Woche Reis, hauchdünnen Scheiben von Fleisch und Fisch mit Fisch und Fisch habe ich einfach ein billiges Stück Hackfleisch in Form eines Hamburgers gebraucht. 

Als ich danach noch im Hotel duschte, war meine Haut in einem eleganten tiefen Dunkelrot. Wir hatten den ganzen Tag über eine Diskussion, dass ich mich eincremen soll. Ich finde man klebt dann aber den ganzen Tag, also vertraute ich auf die Macht männlicher Physis und setzte mich gegen meine Frau durch. Ein herrliches Beispiel für einen Pyrrhussieg: Heute sitze ich geschafft im Hotelzimmer und versuche, die verbrannte Haut zu kühlen, während Imogen mit der ihr eigenen Energie herumwuselt und bereits zwei Einkaufstouren gemacht hat. 

Am Ende hat mich heute Abend doch noch einmal der Reiz gelockt, ein bisschen was zu unternehmen. Um etwas männliches zu vollbringen, ging ich mit Imogen zum Currypalast, wo ich bei meiner letzten Reise die verschiedenen Schaerfestufen probiert habe. Da ich das letzte Mal genau getestet hatte, wo mein Limit liegt, orderte ich Stufe 7 von 10 mit größerem Reis. Meine Frau nahm das Spinat Curry mit Schärfe Grad 0. Nach einem halben Teller probierte ich einmal bei ihr, konnte das Babymilde Gericht aber nicht erfassen.

Es war super lecker, und um ein Haar wäre mir das „Perfect Game“ gelungen, aber nach 2/3 der Portion lösten sich erste Teile meines Gaumens auf, und ich müsste noch eisgekühlte Milch nachbestellen. Der Restaurant Chef lächelte wissend und drückte mir diskret noch eine kleine Dose mit „Gum Syrup“ in die Hand. Das ist wirklich ein Wunderzeug, man spült das einmal durch den Mund, und das lodernde Inferno weicht einer zuckersüßen Schmerzfreiheit.

Ein Curry der Stufe 7 benötigt bereits gründliche mentale Vorbereitung

Vor dem Beginn, alles entspannt

Bauch voll, Schweiß auf der Stirn – a bisserl brenna tuats scho

Als wir wieder beim Hotel waren, wollte ich unbedingt, wissen, was im Untergeschoss ist. Wir fanden mehrere kleine Restaurants, einen abgefahrenen Laden für japanische Trash Outfits, und die Schönheits Foto Automaten. Da wir einfach zu neugierig waren, beschlossen wir, diesen Automaten zu testen. Und wir haben selten mehr für vier Euro gelacht, auch die anwesenden jungen Japanerinnen hatten einen riesen Spass, uns zwei bekloppten Gaijin beim Foto machen zu beobachten. Ich mach mir jetzt noch in die Hosen, wenn ich daran denke, was der Automat aus einem macht. Da leider immer nur ein Exemplar gedruckt wird, und wir nicht kapiert haben,wie man die Mail verschickt, werden wir wohl noch einmal eine Runde drehen, da will man nie wieder einen anderen Fotoautomaten. Es werden sogar bei allen Fotos die Posen vorgegeben. Aber genug geredet – Bühne frei, Stefan und Immi „Lady in Tokyo“ Style!

Meine Frau vor der großen Verwandlung

KAWAIIIIIIIIIIIIII

SUPERU SPARKLU!

BRUTIFUL EYESU!

HERROOOOOO WE LOL YOU!

HAPPY ANNIVERSARYU!

WE HEART YOU!

Die fertig ausgedruckte Karte. Aus Produktionssicht an sich wirklich hochwertig. Das ist unsere neue offizielle Japan Flitterwochen Grusskarte