Von traditionellen Hotels und verlorenen Museen – Nagayo und Osaka

Schon wieder sind zwei Tage vorbei. Wenn man erst einmal auf Achse ist, und fast täglich erst einmal eine Unterkunft finden und einchecken muss, bevor es ans Besichtigen gehen kann, rinnen einem die Stunden wie nichts durch die Finger. Der gestrige Tag ist bis auf die Unterkunft recht ereignislos verlaufen, da Nagoya eine Industriestadt ist, zu der wir nur aus Arbeitsgründen einen Abstecher machen mussten.


Ein Brunnen im Zentrum von Nagoya.

Da wir bis Abends Zeit hatten, kramten Andi und Ich im Reiseführer nach Sehenswürdigkeiten und wurden auch fündig: Das Nagoya Robot Museum, das uns als Otaku Heaven, also Himmel für Geeks, angeboten wurde. Andi scheint irgend einem Anime-Helden ähnlich zu sehen, weshalb er bei den jungen Damen hier sofort fröhliches Kichern und tiefe Augenaufschläge erntet, also übernahm er die Aufgabe, nach dem Weg zu fragen. Die erstbeste Passantin blieb sofort stehen, und lieferte wieder ein Paradebeispiel für die sagenhafte Hilfsbereitschaft der Japaner: Sie hatte keinerlei Ahnung, wo dieses Museum war, und mühte sich eine Viertelstunde durch unsere gesamten Karten. Wir haben das schon mehrfach erlebt, selbst wenn die Leute hier keinen blassen Schimmer haben, versuchen sie mit vollstem Einsatz, dennoch zu helfen.


An dieser Stelle war mal der Eingang zum Roboter Museum.

Leider brachte alles nichts: Das Nagoya Robot Museum wurde letzten Herbst geschlossen, weshalb wir uns etwas geknickt auf dem Weg zum Atetsu Schrein machten, der 1900 Jahre alt ist und angeblich der zweitwichtigste Shinto-Schrein des Landes. Der strömende Regen hat aber dafür gesorgt, das wir nach ein paar Fotos wieder zum Hotel flohen.


Eine tausend Jahre alte Zypresse, das schönste Exemplar im Schrein.

Das Hotel war übrigens ein Ryokan, ein traditionell geführtes japanisches Hotel. Dort werden die Betten auf sehr bequemen Futons am Boden gemacht, der aus Tatami-Matten besteht. Man bekommt Schlaf-Kimonos und darf am Abend Baden, denn in Japan ist es gute Tradition, den Tag mit einer halben Stunde in einem heißen Becken ausklingen zu lassen. Ich brauche nicht zu erwähnen, das wir danach wie Steine ins Bett gefallen sind und gut geschlafen haben.


Kirschblütentee zum Frühstück. Ja der war so lecker wie er aussieht.

Nach einem leckeren Frühstück ging es mit dem Shinkansen nach Osaka. Bahn fahren in Japan ist ein absoluter Genuss, da diese Züge ebenso schnell wie komfortabel sind. Diese futuristischen Flundern schleichen in den Bahnhof, und wenn man innen sitzt, wird man vom sonoren Summen der Motoren begrüßt. Bei der Abfahrt wird man leicht in die weichen Polster gedrückt, während das Summen zu einem Sirren wird, wenn die mächtigen Aggregate den Zug auf gute 250kmh schleudern. Während der Fahrt passieren regelmäßig Stewardessen die Wagons und verkaufen günstig Speisen und Getränke. Wenn sie am Ende des Wagens abkommen, schieben sie ihren Wagen durch, drehen sich zu den Gästen (Alle Sitze zeigen in Fahrtrichtung und sind zu diesem Zweck schwenkbar) und verbeugen sich tief, während sie mit einem Lächeln danken, dass sie den Gästen zu Diensten sein durften.. Das ist so liebenswert und freundlich das ich echt aufspringen und die knuddeln könnte!


Knuddelige Tiere auf einer Werbetafel in der U-Bahn. Die Japaner stehen auf superzuckerobersüß.Schaut auch mal das retuschierte Lachen vom Hasen links an.

Ich habe noch etwas wichtiges gelernt: Normal verschweige ich mein Heimatland im Ausland lieber, weil man als Deutscher gerade von Amerikanern und Briten gerne von der Seite angemacht wird. Nicht so in Japan, hier ist es genau das Gegenteil. Nachdem ich es anfangs nicht glauben konnte, versuchte ich es ein paar mal, und in der Tat hat es sich ausnahmslos bestätigt: Sobald die Japaner erfahren, das man aus Deutschland kommt, schrauben sie ihre Xenophobie ein paar Gänge zurück und man kann mit ihnen viel zwangloser reden. Die meisten werfen einem dann sofort ein "Guten Tag!" entgegen und fragen sofort, ob man aus München oder Berlin kommt. Ein "Doitsu-Jin des" am Anfang einer Unterhaltung bewirkt tatsächlich wahre Wunder hier und bringt einem schon mal ein Freigetränk ein.


Apropos freundlich: Beachtet mal die Aufschrift auf diesem Kaffee-Automaten. Dort wird der Kaffee als ‚Quick, Tasty, Friendly‘ angeboten. In welchem Land der Welt wäre es denn bitte den Menschen wichtig, das ein Kaffee freundlich ist??

Heute waren wir in Osaka noch auf der Burg, die sehr viel interessantes Material hatte. Leider war in der Burg Fotografierverbot, also verschone ich euch mit den Details zum Summer War von Osaka von 1614. Jetzt werden wir uns noch ein wenig das Nachtleben in Osaka anschauen, bevor es Morgen wieder kulturlastig wird: Nächster Stopp sind 4 Tage in der alten Kaiserstadt Kyoto. Da werdet ihr dann hoffentlich von mir lernen, was ein Kaiseki ist, ob eine Teezeremonie das hält, was sie verspricht und ob man ins Gefängnis kommt, wenn man die berühmten Geishas von Kyoto fotografiert.


Die Burg von Osaka. Der Erbauer der Festung ist in Osaka sowas wie ein Volksheld und seine Lebensgeschichte wird in der Burg an 19 Bildschirmen erzählt.

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