Eine der dezenteren Sendungen zur Frühstückszeit. Wenn ein Kind mit so etwas aufwächst, wird es keine Umweltreize mehr geben, die es als Erwachsenen von der Arbeit ablenken. Das Geheimnis der japanischen Wirtschaft ist gelüftet.
Der Koffer ist nun auch im Halb-Pappe Halb-Holz Boden gebrochen. Konkret bedeutet das, dass beim Hinuntertragen dem werten Packesel eine unfreiwillige Akupunktur mit scharfen Spitzen verpasst wird. Nach einer laengeren Treppe fuehlt man sich, als ob man vergeblich versucht haette, ein Stachelschwein zu vergewaltigen.
Da wir sehr früh dran waren, und deswegen einchecken noch nicht möglich war, beschlossen wir die Zeit wieder einmal für eine Erkundungstour zu nutzen. Das ist an sich in Kyoto sehr lohnenswert, nur hatte ich die Temperatur ein wenig unterschätzt. Tapfer schleiften wir uns zu dem schönen Park des goldenen Pavillons. Unser Timing war nicht so ganz Ideal, da anscheinend die gesamten japanischen Schulen ihre Kinder vorgestern nach Nara und gestern nach Kyoto geschickt haben. Und so wateten wir durch eine Flut an Schulkindern, ich mit immer roeter werdender Haut und Imogen mit einer feuerroten Nase, da sie auf irgend etwas in der Luft allergisch war. Da waren wir nun, an einem Ort des UNESCO Weltkulturerbes, und beide zu erschöpft, um den Fotoapparat zu heben und noch ein Bild zu machen.
An sich gibt es gar nicht viel mehr zu erzählen – manchmal nimmt man sich einfach zu viel vor. Ich war bis in die Haarspitzen motiviert, meiner geliebten Frau dieses Highlight japanischer Architektur als ultimatives Erlebniszu gestalten, aber der Funke wollte nicht ganz zünden. Das liegt weniger am Ort als vielmehr vielleicht daran, dass wir seit Tagen nichts anderes machen, als von Tempel zu Tempel und Park zu Park zu marschieren. Bei so vielen Eindrücken ist der Geist einfach satt.
Als wir dann noch in ein fast schon als konstruktiv zu bezeichnendes Interview mit einer weiteren Schuelergruppe gerieten, erfuhren wir von einem schönen Zen-Garten und marschierten dort hin. Hier waren viel weniger Menschen, und wir ruhten unsere Augen damit aus, indem wir einfach gedankenverloren auf die 10x25m weißen Kies blickten.
Der Steingarten wurde von vielen Leuten genutzt, um ein bisschen ihre Augen auszuruhen… Äh meditieren.
Am Abend war dann ein Stop bei klassischem amerikanischen Fastfood nötig. Das japanische Essen schmeckt super, aber nach einer Woche Reis, hauchdünnen Scheiben von Fleisch und Fisch mit Fisch und Fisch habe ich einfach ein billiges Stück Hackfleisch in Form eines Hamburgers gebraucht.
Als ich danach noch im Hotel duschte, war meine Haut in einem eleganten tiefen Dunkelrot. Wir hatten den ganzen Tag über eine Diskussion, dass ich mich eincremen soll. Ich finde man klebt dann aber den ganzen Tag, also vertraute ich auf die Macht männlicher Physis und setzte mich gegen meine Frau durch. Ein herrliches Beispiel für einen Pyrrhussieg: Heute sitze ich geschafft im Hotelzimmer und versuche, die verbrannte Haut zu kühlen, während Imogen mit der ihr eigenen Energie herumwuselt und bereits zwei Einkaufstouren gemacht hat.
Am Ende hat mich heute Abend doch noch einmal der Reiz gelockt, ein bisschen was zu unternehmen. Um etwas männliches zu vollbringen, ging ich mit Imogen zum Currypalast, wo ich bei meiner letzten Reise die verschiedenen Schaerfestufen probiert habe. Da ich das letzte Mal genau getestet hatte, wo mein Limit liegt, orderte ich Stufe 7 von 10 mit größerem Reis. Meine Frau nahm das Spinat Curry mit Schärfe Grad 0. Nach einem halben Teller probierte ich einmal bei ihr, konnte das Babymilde Gericht aber nicht erfassen.
Es war super lecker, und um ein Haar wäre mir das „Perfect Game“ gelungen, aber nach 2/3 der Portion lösten sich erste Teile meines Gaumens auf, und ich müsste noch eisgekühlte Milch nachbestellen. Der Restaurant Chef lächelte wissend und drückte mir diskret noch eine kleine Dose mit „Gum Syrup“ in die Hand. Das ist wirklich ein Wunderzeug, man spült das einmal durch den Mund, und das lodernde Inferno weicht einer zuckersüßen Schmerzfreiheit.
Als wir wieder beim Hotel waren, wollte ich unbedingt, wissen, was im Untergeschoss ist. Wir fanden mehrere kleine Restaurants, einen abgefahrenen Laden für japanische Trash Outfits, und die Schönheits Foto Automaten. Da wir einfach zu neugierig waren, beschlossen wir, diesen Automaten zu testen. Und wir haben selten mehr für vier Euro gelacht, auch die anwesenden jungen Japanerinnen hatten einen riesen Spass, uns zwei bekloppten Gaijin beim Foto machen zu beobachten. Ich mach mir jetzt noch in die Hosen, wenn ich daran denke, was der Automat aus einem macht. Da leider immer nur ein Exemplar gedruckt wird, und wir nicht kapiert haben,wie man die Mail verschickt, werden wir wohl noch einmal eine Runde drehen, da will man nie wieder einen anderen Fotoautomaten. Es werden sogar bei allen Fotos die Posen vorgegeben. Aber genug geredet – Bühne frei, Stefan und Immi „Lady in Tokyo“ Style!