Gestern hatten wir Sorrent am Abend noch besucht, um uns dort ein schoenes Essen zu goennen. An den Verkehr hat man sich schnell gewoehnt (die Frau mit Limoncello Keksen abzulenken erspart irritierende Angstschreie), nur das Parken ist so ein Kreuz. Letztendlich bugsierte ich den Fiat in einem scharfen Manoever an einem froehlich hupenden Dreibeiner vorbei in eine winzige Parkluecke und fuetterte den ausgesprochen spendenfreudigen Parkautomaten.
Mit lediglich 2 Stunden Zeit im Gepaeck landeten wir dann bei einem aus meiner Sicht solide standardisierten Touristengrab. Auch hier ist die Wahrnehmung so ein Ding: Meine Frau bewunderte die Professionalitaet des schneidigen Kellners, waehrend mir im Gedaechtnis bleibt, wie er eine Gruppe horizontalbeguenstigter Touristinnen erst umgarnte und dann mit zwei Flaschen Wein beglueckte, der laut Karte im Alleingang die Schuldenkrise eines kleineren EU-Staates loesen koennte. Ich selbst bekomme bei 60 Euro / Flasche fuer einen Mittelklasse Wein akuten Geldbeutel-Verschluss, also musste der offene Hauswein und etwas Wasser reichen.
Italienisch Essen richtig gemacht
Wer in Italien richtig (und gut!) essen will, sollte auch einmal einen Blick ueber die Pizza hinaus werfen. Das Essen unterteilt sich grob in 4 Etappen:Zum Aufwaermen: Antipasti
Bevor man mit dem eigentlichen Essen beginnt, goennt man sich gemeinsam einen Teller Antipasti. Das muss nicht zwingend in Oel ertraenktes Gemuese sein, auch Bruschetta, Vitello tonnato oder – noch auf meiner Liste – Carne Cruda sind hier erlaubt bis sinnvoll. Das haengt sehr von den folgenden Gaengen ab!Kohlenhydrate zum Anfassen: Primo Piatto
Der Italiener versteht unter Primi Piatti entweder eine Suppe oder aber noch viel lieber ein Pasta oder Risotto Gericht. Ob man da nun ein einfaches Aglio y Olio oder gleich ein Cozze (Muscheln) Massaker starten will, ist jedem frei ueberlassen.Das Eiweiss fuer den Mann: Secondo Piatto
Nach der Pasta laesst man sich nun ein Fisch bzw. Fleischgericht schmecken. Hier wird aber normalerweise das Gericht ohne Beilagen serviert, die werden (bei Bedarf) dazubestellt. Deswegen hat sich der kluge Esser den Magen im Primo Piatto schon ordentlich vorgrundiert und kann sich nun ganz auf den Geschmack des koestlichen gegrillten Fischs oder einer der tollen Fleischspezialitaeten konzentrieren.Kein Dolce Vita ohne Dolce: Nachtisch
Nachdem ich ihn Japan so viel ueber den Kaffee gemeckert habe, kann ich in Italien nur davon schwaermen. Ein Essen ohne einen guten Espresso danach ist nur die halbe Miete. Zum Espresso laesst man sich dann noch ein kleines Dolce schmecken. Das ist zwar nicht zwingend fuer ein original italienisches Essen aber – ach was sag ich, NATUERLICH muss ein Dolce sein!
Heute wollten wir uns den Weg nach Sorrent sparen und pilgerten den steilen Weg zur Strasse hinauf, um uns das einzige in der Naehe befindliche Restaurant anzusehen. Wir hatten es Anfangs noch gemieden, da der Aussenbereich abenteuerlich anmutete und der Name Kalimera (griechisch fuer Guten Morgen) nicht zwingend authentisch Italienische Kueche erwarten liess. Aber so kann man sich irren: Der Laden wird von einer italienischen Familie gefuehrt, und wir hatten dort ein wesentlich netteres Essen als gestern.
Meine alte Faustregel „Traue niemals einem duennen Koch“ wurde hier im vollsten Umfang bestaetigt, denn das Essen war genauso lecker wie die Familie rund war. Besonders der leckere Schokokuchen, den die Mama hoechstpersoenlich backt, war ein echtes Highlight.
Da sassen wir wir also in der Sonne, liessen es uns schmecken und dabei kam auch das Tagesmotto auf. Der Deutschen groesster Dichter, Goethe, war ein leidenschaftlicher Italien Fan. Bei dem Essen und der Landschaft kann man ihm das aber auch nicht verdenken!
Kurzum: Wenn man an einem solchen Ort verweilen kann, ist ein Faust schon fast von selbst geschrieben. Ideen hatte ich jede Menge!
Sneak Preview: Faust 3 – Die Welt ist nicht genug
Dr. Faust hat die Schnauze voll. Nach dem geplatzten Deal mit dem Basispessimisten Mephi und einem metaphyischen LSD Trip in Teil 2 steht der alte Tor da und hat immer noch von nichts eine Ahnung. Warum an der Welt verzweifeln wenn man mit einem „YES we can“ alles kann? Also reist er nach Obamien um dort von den alles bejahenden Geistern der freien Marktwirtschaft die einzig wahre Sinnfrage klaeren zu lassen: Seelenheil durch Schotter! Faust gruendet eine von Halliburton finanzierte Fraccing Company und waescht den Satyren das ganze Elysium unter dem Hintern weg.
Unterdessen gruendet Gretchen einen Strip-Club namens „Gretchens Frage“ wo statt nach der Religion nur noch nach einem gefragt wird: Bar oder Kreditkarte. Faust trifft dort auf Gretchen, als er dem Investchef der Teutonischen Bank ein Happy End ohne Erkenntnisvorbedingung erlaeutern will. Sie konfrontiert Faust mit der neuen Rechtslage, dass nun auch Post-Mortem Unterhalt fuer unter vorsaetzlicher Luege gezeugte Kinder faellig ist. Das ist zwar blanker Unsinn, aber Faust als weltfremder Trottel glaubt ihr und ueberschreibt Gretchen sein gesamtes unrechtmaessig erworbenes Vermoegen.
Faust, der nun Erkenntnis- UND Mittellos ist stellt fest, dass das Studium der Harz IV Vorschriften mehr Zeit in Anspruch nimmt als seine gesamten vorhergehenden Studien. Er ist nun bereit, sich dem seelenlosesten aller Daemonen zu stellen: dem deutschen Amtsschimmel….