Long live the queen(’s airline)

Bei Gelegenheit rufe ich gerne jeden auf, mich das nächste Mal am Fliegen über London zu hindern. An sich liebe ich diese Stadt und auch die Briten, aber das war echt zum abgewöhnen. Aber einmal von Anfang an: Da mich die unheilsschwangere Fröhlichkeit der BA Dame am Telefon schwer beunruhigt hatte, beschloss ich, die völlig überfüllte S-Bahn um 8 Uhr Morgens zum Flughafen zu nehmen.


Entspannt zum Flughafen

Dort angekommen suchte ich auch gleich den CheckIn Schalter der British Airways auf. Der Herr dort sah sehr freundlich und fröhlich aus, weswegen ich beschloss, nicht lange um den heissen Brei herumzureden: „Guten Tag, ich muss leider über das Terminal 5 in Heathrow fliegen, wie groß ist da die Chance, das mein Gepäck NICHT mit mir dort ankommt.“ Das leicht irre Flackern in den Augen des Angestellten und das unterdrückte hysterische Lachen hätten eigentlich seine Antwort überflüssig gemacht, aber er beugte sich mit einem konspirativen Flüstern zu mir: „Mit der British Airways? SEHR Groß…“ Da wir uns beide einig waren, das für mich in Tokio das Klamotten-Nachkaufen eher ein hoffnungsloses Unterfangen wäre, und ich meinen Dackelblick auf höchste Stufe gestellt hatte, wurde mir erlaubt, meinen Rucksack mit der ganzen Kleidung als Handgepäck einzuchecken. Hier zeigte sich bereits die Weisheit meiner Entscheidung, drei Stunden früher zu kommen, denn ich musste umpacken, um alle terroristischen Waffen wie Deo, Duschgel und Nagelschere in den Koffer meines Freundes zu packen, dem ich seinen Anzug mitbringen sollte. An dieser Stelle: Max es tut mir Leid, Dein Koffer war das Bauernopfer.


Also von „Handlich“ kommt dieses Handgepäck nicht…

Endlich durch den Sicherheitscheck ging es dann in den Flieger, in dem die Gäste genauso britisch waren wie die Bordküche. Neben einer Japanerin war ich der einzige, der nicht nach London wollte. Übrigens war der Kapitän herrlich, denn in feinstem British English bat er die Gäste, ihr Gepäck fest zu zurren, denn, ich zitiere: „This is going to be a busy flight“. Wir hatten mehr Luftlöcher als das gesamte albanische Straßennetz Schlaglöcher. Das Essen sah übrigens wesentlich grässlicher aus, als es geschmeckt hat, weswegen es dann auch im Magen geblieben ist.


Hmmmm lecker, feinste britische Cuisine!

In Heathrow angekommen wollte ich ein paar Fotos vom neuen Terminal machen und so das Leid und Elend der armen Fluggäste hier dokumentieren. Das ging soweit ganz gut, aber als ich gerade einen Schnappschuss von drei Windows Bluescreens machen wollte, die stolz dort prangten, wo eigentlich die Flüge stehen sollten, wurde ich von zwei zickigen Security Damen aufgegriffen, die mir schwere Verstösse gegen die Sicherheitsvorschriften unterstellten. Nur ein böser Terrorist mit blutrünstigen Absichten fotografiert einen blauen Bildschirm. Leider brachte Diskutieren mit durchaus berechtigten Fragen wie „Wo ist das Fotografieren Verboten! Schild?“ keine Resultate, außer das die völlig überforderten Damen die Kamera konfiszieren wollten.

In meiner stillen, einfühlsamen Art teilte ich den Damen mit, dass ich den Vorgesetzten sprechen wolle, und da ich eh noch gute 1,5 Stunden Zeit hatte, blieb die Gelegenheit, mit einem britischen Beamten zu streiten. Nach harten Verhandlungen musste ich alle Fotos löschen, bekam auch für den Wartebereich Fotografierverbot (ich teile stolz mit, dass ich offiziell unter Beobachtung stehe bis ich abfliege) und darf das Foto von meinem Essen im Flieger behalten, weil sie mir nicht belegen konnten, dass hiervon ein Sicherheitsrisiko ausgeht.


Hier könnte man jetzt die lustigen Bluescreens sehen.

Anschliessend durfte ich endlich zum Security Check, in den man auch dann muss, wenn man vom Flieger 20 Meter raus geht, über den Gang und gleich in den Wartebereich. Man kann auf dem Weg weder irgendwo raus, noch etwas kaufen, das ist einfach ein leere Betongang, an dessen Ende die Leute an einer Rolltreppe warten müssen, bis sie hochfahren dürfen. Wahrscheinlich könnte es sein, das die Leute die Farbe von den Wänden kratzen und daraus Sprengstoff herstellen.

Beim Check selber muss dann JEDER (also nicht nur so ein Friedensstörer wie ich) seine Schuhe ausziehen und zusammen mit ALLER Wäsche bis auf Hemd, Hose und Socken in die Kisten legen. Diese Paranoia hat mich dann in gewisser Hinsicht wieder versöhnt, aber mal ehrlich: Wirklich gefährlich ist es, wenn ich meine Schuhe ausziehe. Einen entsprechenden Witz über chemische Waffen habe ich mir dann gespart, weil die mich eh schon auf dem Kicker hatten.


Paranoider Security-Check samt den ellenlangen Warteschlangen

Leider habe ich von meiner folgenden Erkundungstour keine Fotos, denn an sich ist dieses Terminal schon sehenswert. Lustigerweise ist wohl eine gesamte japanische Schule im selben Flieger wie ich, denn an allen Ecken und Enden standen junge Japaner in Schuluniformen. Das ganze ist unglaublich groß, und es gibt das in dreifacher Ausführung: A, B und C. Gewaltige Bars, Läden, einfach alles. Dafür werden die Gates für die Flüge erst 30 Minuten vor Abflug angezeigt. Ja richtig, man muss in A warten (B und C sind zu weit weg, dann würde man nie seinen Flieger erwischen) und dann ziemlich schnell los sprinten. (B braucht 15 und C 20 Minuten). Das Resultat ist ein proppenvolles Terminal A, in dem die Leute ständig ängstlich auf die Bildschirme schauen, während Terminal B und C völlige Geisterstädte sind. Alle Geschäfte sind bis auf die sehr gelangweilten Angestellten leer, weil die Fluggäste mit den 5 Minuten, die ihnen bleiben, nur durch hetzen. Die einzig anderen Menschen sind noch Sicherheitsbeamte, die darauf achten, das niemand fotografiert…

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