Inzwischen sind ein paar Tage seit dem letzten Bericht vergangen. Leider nicht aus dem erfreulichsten Grund – nach dem sehr schönen Ausflug nach Kamakura am Samstag wurde unsere gesamte Truppe von einer ekelhaften Erkältung niedergestreckt. Heute ist noch ein Tag Ruhepause, unser erster Stopp der Rundreise wird Morgen der Nationalpark am Fuji sein, dem Lieblingsberg aller Japaner. Insofern sich die Gelegenheit (vor allem Internet) ergibt, werde ich versuchen auch von dort ein paar Eindrücke zu teilen.
Die Nationale Kunstgallerie Tokios. Betonung auf GALLERIE!
Donnerstag war das Wetter wieder einmal sehr schlecht – überhaupt ist die Wettergöttin eine ausgesprochen launische Person. Bisher war jeden Tag abwechselnd Sonne – Regen – Sonne – Regen. An den Sonnentagen hat es hier bis zu 24°, wenn es regnet geht es auf bis zu 8° runter. Da unsere lokalen Kontakte alle keine Zeit hatten, bin ich mit Andi zusammen allein losgezogen. Natürlich lief alles schief. Zuerst schafften wir es zweimal, das Metro Ticket falsch zu verwenden, weshalb wir am Ende den vierfachen Fahrtpreis bezahlt hatten.
Bei diesen Plänen steigt man nicht immer durch.
In Roppongi eingetroffen hasteten wir durch den schauerartigen Regen in die Roppongi Hills Gebäude, ein gewaltiger 52-Stöckiger Komplex mit extrem moderner Architektur. Leider ist ohne Führung der Großteil nicht begehbar, und mein Japanisch reicht für die notwendigsten Alltagshandlungen, aber nicht für das Organisieren eines Führers.
Entsprechend enttäuscht ging es dann bei strömendem Regen zum „National Museum of Art“. Die junge Dame am Ticketschalter, drückte uns panisch eine sehr merkwürdig aussehende Karte für einen Wucherpreis von 3000 yen in die Hand. Wie es sich herausstellen sollte, waren die Wegweiser einfach dumm übersetzt, denn wir waren nicht bei einem Kunstmuseum sondern einer Galerie gelandet, wo wir uns Bilder moderner Europäischer Maler ansehen mussten.
Um diesen Lost in Translation Tag vollkommen abzurunden waren wir noch im Don Quijote, eines der verrückteren Kaufhäuser in Tokio. Da die meisten der Dinge, die dort schon in der Kinderabteilung verkauft werden, schwer gegen den Jugendschutz verstossen, veröffentliche ich lieber keine Bilder davon. Aber soviel will gesagt sein: Püppchenkleider und Dienstmädchenuniformen sind hier SCHWER gefragt.
Das japanische Nationalmuseum. Dieses Mal das Richtige.
Am Freitag wollten wir uns die Schlappe des Vortages nicht gefallen lassen und fuhren zum ebenfalls sehr schönen Ueno Park. Da wir auf der Rundreise aber noch einiges an Landschaft tanken werden, hier noch ein paar Kulturelle Schnappschüsse:
Eine über 10.000 Jahre alte Tonvase aus Japan. Für das Alter keine schlechte Arbeit!
Eine nette Tigerstatue. Rechts unten in der Höhle ist noch ein zweiter Tiger versteckt.
Ein Beispiel für klassische japanische Schriftrollen. Generell gilt in Japan bei allem: Das Auge isst mit.
Die Rüstung eines Damyo (Fürsten). Im Übrigen so klein, dass heute höchstens noch ein Kind rein passt.
Die Klinge eines Katanas aus dem 13.Jahrhundert. Sieht nach über 700 Jahren immer noch wie neu aus.
Ein sehr hübsches Laquer-Set. Sollte man als Friedensgeschenk für die Frau dabei haben, nachdem man sich das Schwert gekauft hat.
Nach dem Museum ging es bei bestem Wetter nochmal zum Meji Schrein im Yoyogi Park. Ich habe nochmal ein Set Fotos gemacht, aber ohne die Massen von Touristen wirkt er wesentlich authentischer. Trotzdem gab es etwas zu sehen:
Ein Exemplar der Ikebana Ausstellung. Die dort präsentierten Gestecke waren alle so schön, dass die Auswahl echt schwer gefallen ist.
Gutes Wetter – Hochzeitswetter. In der Stunde, die wir im Meji Schrein waren, konnten wir insgesamt drei Hochzeitsgesellschaften betrachten.
Abends waren wir dann noch zum Essen eingeladen, leider hatte Ryan vergessen, das auch noch Tischtennis eingeplant war. Also durften wir in Socken und im Unterhemd spielen. Wenigstens waren unsere Gastgeber nicht so gut wie die zwei japanischen Pärchen älteren Semesters, die sich in einem atemberaubenden Tempo die Bälle um die Ohren droschen. Beim Essen selbst lernten wir dann Mini kennen, die meinen Freund Max schwer beunruhigt hatte, als sie bei der zweiten Verabredung nach seinen Heiratsplänen gefragt hatte. Da sie mit uns sichtlich keine ähnlichen Absichten verfolgte, wurde es ein spaßiger Abend, bei dem mir Hiro einiges an Japanisch bei brachte.
Hello dear friends from Japan, here is your picture! Domo arigato gozaimasu!
Auf dem Bild von Links nach Rechts: Ray, Hiro, Andi, Mini und Ryan (mein Personal Pocket Translator). Als Mini und Ray erfuhren, das wir am Samstag nach Kamakura wollten (eine kleine Tempelstadt südwestlich von Tokio), luden sie sich spontan selbst ein – doch mehr zu Kamakura im nächsten Bericht.